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Elterngeld bei einer Frühgeburt: Das ändert sich

Elterngeld bei einer Frühgeburt

Das Elterngeld für Frühchen ist mit der Elterngeldreform gerechter geworden. Kommt dein Kind wesentlich zu früh, gibt es mehr Monate mit Elterngeld. Entscheidend ist, wie viel zu früh dein Kind das Licht der Welt erblickt. Wie es genau funktioniert, erfährst du jetzt.

Das Wichtigste in Kürze

  • Als Frühchen bezeichnet man Kinder, die vor Beginn der Mutterschutzfrist auf die Welt kommen.
  • Die Mutterschutzfrist nach der Geburt verlängert sich, mindestens um die nicht genutzte Schutzfrist von vor der Geburt.
  • Die reguläre Bezugsdauer beim Elterngeld von 12 Monaten kann sich um bis zu vier Monate verlängern.
  • Partnermonate können ohne Einschränkungen auch mit Basiselterngeld parallel genommen werden.
  • Rechtsstand im Artikel: April 2024

Was sind Frühchen?

Eine Geburt findet meist zwischen der 38. und der 41. Schwangerschaftswoche (SSW) statt. Die Mutterschutzfrist beginnt gemäß Mutterschutzgesetz 6 Wochen vor der Geburt – also in der 35. SSW.

Frühchen sind Kinder, die vor Beginn der Mutterschutzfrist auf die Welt kommen. Geburten zwischen der 34. und der 37. SSW gelten als „späte Frühgeburt“. Extrem vorzeitig ist ein Kind, welches vor der 28. SSW geboren wird.

Mutterschutzfristen bei zu Frühgeburten

Normalerweise beginnt der Mutterschutz 6 Wochen vor dem errechneten Geburtstermin (ET). Die Mutterschutzfrist nach der Geburt dauert in der Regel 8 Wochen.

Für die Mutterschutzfrist nach der Entbindung unterscheidet der Gesetzgeber jedoch noch einmal: Zwischen Kindern, die zu früh geboren werden und medizinischen Frühgeburten.

  • Geburt innerhalb der Mutterschutzfrist
    
Vorzeitig oder zu früh geborene Kinder kommen vor dem errechneten Termin jedoch innerhalb der 6-wöchigen Schutzfrist auf die Welt. Du hast nur Anspruch auf die reguläre Mutterschutzfrist von 8 Wochen nach der Geburt. Die anteilige Mutterschutzzeit, die du vor der Entbindung nicht nutzen konntest, kommen zu der Schutzfrist nach der Geburt dazu.
  • Geburt vor der Mutterschutzfrist
    Kommt das Kind vor Beginn des Mutterschutzes auf die Welt, kannst du als Mutter die Schutzfrist nicht nutzen. Daher kommen zu den 8 Wochen nach der Geburt die vollen 6 Wochen, die es eigentlich vorher gäbe, noch dazu. Insgesamt also 14 Wochen.
  • Medizinische Frühgeburten (Sonderfall)
    Liegt das Geburtsgewicht deines Kindes unter 2.500g oder seine Reifezeichen sind nicht voll ausgebildet, steht dir eine Mutterschutzfrist von 12 Wochen nach der Geburt zu. Da du die Schutzfrist vor der Geburt nicht nutzen konntest, kommt diese auch noch dazu. Also kommst du auf insgesamt 18 Wochen.

Im Falle einer medizinischen Frühgeburt erhältst du darüber ein Attest von Arzt, Hebamme oder Entbindungspfleger.

Mehr Monate mit Elterngeld für Frühcheneltern

Wenn euer Kind wesentlich vor dem errechneten Termin kommt, könnt ihr unter Umständen mehr Monate mit Elterngeld beanspruchen.

Die reguläre Bezugsdauer beim Elterngeld umfasst 12 Monate. Macht sich das Kind viel zu früh auf den Weg, gibt es bis zu vier Monate mehr Elterngeld. Kümmert sich der andere Elternteil dann ebenfalls um das Kind, gibt es die Unterstützung für bis zu 18 Monate (inklusive der zwei Partnermonate).

Extra Elterngeldmonate für Frühcheneltern

Mehr als ... vor dem errechneten Termin12 Lebensmonate Elterngeld und ... extra
6 Wochen1 Lebensmonat
8 Wochen2 Lebensmonate
12 Wochen3 Lebensmonate
16 Wochen4 Lebensmonate

Warum bekommen Eltern mit Frühchen länger Elterngeld?

Um diese Frage zu beantworten, werfen wir noch einmal einen Blick auf die Mutterschutzfristen. Genauer gesagt auf das Mutterschaftsgeld.

Dabei kommt es auf deinen Job an! Als Angestellte mit einer gesetzlichen Krankenversicherung hast du einen Anspruch auf Mutterschaftsgeld. Beamtinnen erhalten stattdessen in dieser besonderen Zeit weiterhin ihre Bezüge. Als Selbstständige hängt es von deiner Versicherung ab, ob du vor bzw. nach der Geburt vergleichbare Zahlungen erhältst.

Monate mit Mutterschaftsgeld, fortgezahlten Bezügen oder vergleichbaren Versicherungsleistungen sind immer Monate mit Basiselterngeld. Es wäre also ein langer Zeitraum, ohne Chance, in das Elterngeld Plus zu wechseln. Durch die Elterngeldreform entfällt dieser Nachteil und Frühcheneltern erhalten mehr Monate mit Elterngeld.

Bemessungszeitraum des Elterngeldes bei Frühcheneltern

Die Höhe des Elterngeldes bestimmt sich anhand deines Einkommens vor der Geburt. Der Bemessungszeitraum für Arbeitnehmende umfasst 12 Monate, eigentlich für Mütter vor Beginn des Mutterschutzes. Kommt dein Kind nun davor auf die Welt, sind es die 12 Monate vor der Geburt wie auch für den Vater.

Für Selbstständige ist es das Kalenderjahr vor der Geburt. Eltern mit Mischeinkünften gelten ebenfalls als Selbstständige. Unter bestimmten Voraussetzungen lässt sich jedoch der Bemessungszeitraum eines Arbeitnehmers wählen.

Dürfen Frühcheneltern den Elterngeldbezug unterbrechen?

Ja, allerdings gibt es auch hier etwas zu beachten. Grundsätzlich ist es so, dass der Elterngeldbezug nach dem 14. Lebensmonat nicht unterbrochen werden darf. Für Frühcheneltern ist dies anders geregelt. Es hängt davon ab, wie viele Monate es extra gibt.

Übersicht Elterngeldbezug bei Frühcheneltern

Mehr als ... vor ETAnspruchsdauerBasiselterngeld möglich bisElterngeldbezug ohne Unterbrechung erforderlich ab
6 Wochen13 LM*15. LM16. LM
8 Wochen14 LM16. LM17. LM
12 Wochen15 LM17. LM18. LM
16 Wochen16 LM18. LM19. LM

* LM = Lebensmonat

Der Elterngeldbezug kann also unterbrochen werden. Jedoch gilt auch für Frühcheneltern: Der Bezug muss ab einem bestimmten Zeitpunkt (siehe Tabelle oben) ununterbrochen weiterlaufen – durch mindestens einen Elternteil.

Partnermonate bei einer Frühgeburt

Teilen sich die Eltern die Sorgearbeit auf, gibt es zwei Monate mehr mit Elterngeld – die Partnermonate. Zu den weiteren Voraussetzungen schaut einmal in unseren Artikel über die Partnermonate.

Klassisch ist die Kombination 12+2. Also ein Elternteil nimmt 12 Monate mit Elterngeld und der andere zwei. Oftmals auch im Anschluss an die Bezugszeit des anderen Elternteils. Bei regulär geborenen Kindern gibt es längstens bis zum 14. LM das Basiselterngeld.

Bei Frühcheneltern kommt noch einmal die o.g. Tabelle ins Spiel. Hier siehst du, wie lange der Bezug von Basiselterngeld möglich ist. Für den deutlich längeren Bezug besteht hier ebenfalls eine Ausnahme: Auch in späteren Lebensmonaten kannst du noch Basiselterngeld beziehen, um etwa die Partnermonate zu nutzen.

Bitte nicht verwechseln mit dem Partnerschaftsbonus. Hier ergeben sich jedoch keine Besonderheiten für Frühcheneltern.

Die Änderung bei den Partnermonaten für Geburten ab 1. April 2024 gilt NICHT für Frühcheneltern. Das Basiselterngeld kann parallel auch in mehr als einem Monat im ersten Lebensjahr bezogen werden!

Elternzeit bei Frühchen

Grundsätzlich gilt: Du musst deinem Arbeitgeber spätestens 7 Wochen vor dem gewünschten Beginn deine Elternzeit mitteilen. Der Kündigungsschutz beginnt erst frühestens 8 Wochen vor dem gewünschten Termin. Was also, wenn das Kind früher kommt? In dringenden Ausnahmefällen gelten kürzere Fristen, z.B. bei vorzeitiger Geburt.

Für wen ist die 7-Wochen-Frist besonders wichtig?

Wichtig ist sie für den anderen Elternteil, wenn dieser ab der Geburt Elternzeit nehmen möchte. Du stellst den Antrag als anderer Elternteil rechtzeitig, ausgehend vom errechneten Geburtstermin (ET).

Als Mutter hast du es etwas leichter. Du hast bis eine Woche nach der Geburt Zeit, dem Arbeitgeber deine Elternzeit mitzuteilen. Mehr dazu in unserem Artikel Elternzeit beantragen.

Andere Leistungen für Frühcheneltern

Neben dem Elterngeld stehen Frühcheneltern weitere Leistungen zu. Musteranträge zu vielen der unten genannten Punkte findest du beim Bundesverband „Das Frühgeborene Kind“.

Krankenkasse

Oft sind bei Frühchen individuelle Therapien erforderlich, die auf Antrag die Krankenkassen übernehmen oder bezuschussen. Das gilt auch für Heil- und Hilfsmittel (z.B. Krankengymnastik, Ergo-, Logotherapie, Hörgeräte). Fragen kostet nichts!

Gibt es noch ein älteres Geschwisterkind im Haushalt, steht dir eventuell eine Haushaltshilfe zu. Mehr erfährst du dazu bei deiner Krankenkasse.

Weiterhin hast du Anspruch auf den Ersatz deiner Fahrtkosten ins Krankenhaus. Dies gilt, wenn eine medizinische Notwendigkeit besteht, dass deine Anwesenheit der Gesundheit des Kindes hilft (Bestätigung des Arztes erforderlich!). Nimm dazu rechtzeitig Kontakt mit der Versicherung auf. Ist keine Erstattung durch die Krankenkasse möglich, kannst du die Fahrtkosten möglicherweise beim Finanzamt geltend machen (siehe unten).

Pflegekasse

Besteht ein erhöhter Pflegebedarf, gibt es möglicherweise Pflegegeld von der Pflegekasse der Krankenkasse.

Finanzamt

Liegt bei einem Frühchen eine (Schwer-) Behinderung vor, gibt es Steuervorteile. Das Versorgungsamt stellt den Grad der Behinderung (GdB) fest. Behindertenfreibeträge lassen sich über die Anlage Kind in der Einkommensteuererklärung auf die Eltern übertragen.

Tipp: schreibe dir auf, wann bzw. wie oft du ins Krankenhaus gefahren bist. Besuchsfahrten und Übernachtungskosten stellen eine außergewöhnliche Belastung dar. Diese wirkt sich jedoch nur aus, wenn du die zumutbare Belastung überschreitest.

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Veröffentlicht von Yvonne Nagel

Yvonne ist Steuerfachwirtin und bringt 15 Jahre Erfahrung im Steuer- und Lohnbereich durch ihre Tätigkeit im Steuerbüro mit. Seit 2018 ist sie unsere Expertin rund um das Thema Elterngeld, Elternzeit und Formalitäten. Wenn sie nicht eure Fragen rund um Behördengänge und Formalitäten beantwortet oder neue Videos für euch aufnimmt, sitzt sie gern am Basteltisch und ist mit Papier und Stempeln kreativ.

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