Wir klären in diesem Artikel, wie lange du Elternzeit nehmen darfst und wie lange es wirklich für dich sinnvoll ist. Denn das sind grundsätzlich zwei Paar Schuhe.
Das Wichtigste in Kürze
- Nur als Arbeitnehmerin bzw. Arbeitnehmer gibt es Elternzeit
- Nimm dir viel Zeit, um deine Elternzeit zu planen
- Gesetzlich stehen dir 36 Monate Elternzeit zu
- Maximal 24 Monate darfst du in der Zeit zwischen dem 3. und dem 8. Geburtstag deines Kindes nehmen
- Du darfst deine Elternzeit in maximal 3 Abschnitte unterteilen
- Rechtsstand: Januar 2025
Die Planung der Elternzeit – nimm dir viel Zeit
Für viele Eltern ist in der Schwangerschaft das Modell für die Zeit nach der Geburt oft schon klar. Überwiegend übernehmen Mütter nach dem Mutterschutz die Elternzeit. Die Väter beanspruchen im Vergleich nach wie vor weniger Monate.
Jede Familie ist individuell. Was bei Freunden so geklappt hat, muss für dich nicht das Richtige sein. Nimm dir daher unbedingt Zeit für die Planung deiner Elternzeit, auch zusammen mit deinem Partner.
Die Fakten:
- Dir und dem anderen Elternteil stehen insgesamt 36 Monate Elternzeit zur Verfügung.
- 12 dieser 36 Monate musst du vor dem dritten Geburtstag des Kindes nehmen.
- Die Mutterschutzfrist zählt bereits rechnerisch zur Elternzeit dazu.
- Bis zu 24 Monate kannst du auf Wunsch in der Zeit zwischen dem 3. und 8. Geburtstag beanspruchen.
- Du darfst die Elternzeit in bis zu 3 Zeitabschnitte aufteilen.
Die 5 wichtigsten Fragen bei der Planung deiner Elternzeit
Die Frage aller Fragen: wie lange soll ich Elternzeit nehmen? Als Arbeitnehmer beschäftigt sie dich sicher bei der Planung für die Zeit nach der Geburt. Mit den folgenden 5 Fragen kommst du der Lösung sicher näher:
1. Wie viel Elternzeit kann ich mir finanziell leisten?
Wenn du angestellt bist, ruht dein Arbeitsverhältnis während der Elternzeit. Arbeitest du nicht Teilzeit in Elternzeit, bekommst du also kein Gehalt. Daher ist die finanzielle Seite bei vielen Familien der wichtigste Faktor. Dieser beeinflusst die Entscheidung über die Dauer der Elternzeit am stärksten.
Welche finanzielle Unterstützung gibt es in der Elternzeit?
In der Regel hast du die Möglichkeit, für 12 Lebensmonate Basiselterngeld in Anspruch zu nehmen (§1 BEEG). Wenn du das Elterngeld Plus wählst, sind es sogar bis zu 24 Lebensmonate. Zwei Monate extra gibt es mit den Partnermonaten.
Berechne am besten einmal dein Elterngeld mit dem Elterngeldrechner mit Planer im Familienportal der Bundesregierung. Deinen Antrag auf Elterngeld stellst du bei der zuständigen Elterngeldstelle.
Darf ich arbeiten während der Elternzeit?
Ja, du darfst in deiner Elternzeit arbeiten. Zulässige Arbeitszeit: maximal 32 Stunden pro Woche. Vorsicht, wenn du noch Elterngeld (z.B. Partnerschaftsbonus) beziehst! Hier kommt es zur Anrechnung deines Hinzuverdienstes.
Finanzielle Einbußen lassen sich nur schwer vermeiden! Rechne in Ruhe die verschiedenen Möglichkeiten einmal durch. Überlege dann, ob es überhaupt möglich ist, mehr als 12 Monate Elternzeit zu nehmen.
2. Wie viel Elternzeit kann ich mir beruflich leisten?
Neben dem finanziellen Aspekt steht auch deine berufliche Karriere im Raum. Eine zu lange Elternzeit kann für dich ein Stolperstein auf der Karriereleiter sein. Folgende Fragen können dir helfen:
- Wie möchte ich mich beruflich weiterentwickeln?
- Welchen Einfluss hat die Elternzeit darauf?
Sprich vielleicht auch mit deinem Arbeitgeber über deine Vorstellungen. Wichtig: lass dir mögliche Vereinbarungen immer schriftlich geben!
3. Warum nehme ich Elternzeit?
Natürlich nimmst du die Elternzeit, um dein Kind zu betreuen. Jeder hat jedoch andere Gründe, die letztendlich zu der Entscheidung führen.
Theoretisch kannst du dein Kind in Deutschland ab einem Alter von 8 Wochen in die Betreuung geben. Möchtest du dein Kind durch die ersten Monate und Jahre begleiten, ist die Elternzeit eine tolle Sache. Denk darüber nach, warum du diese Auszeit von der Arbeit vor allem nimmst.
Mögliche Gründe:
- Dem Kind (und auch dir selbst) einen entspannten Start ins Leben / neue Situation ermöglichen.
- Du möchtest dein Kind so lange wie möglich bei dir zu Hause haben.
- Du siehst die Elternzeit als ein Sprungbrett für Veränderungen in deinem Leben (Fortbildung, Studium, Selbstständigkeit aufbauen).
Nicht selten schlagen Eltern anschließend oder auch während der Elternzeit eine neue berufliche Laufbahn ein. Beziehe also diese Möglichkeit ebenfalls in deine Planung mit ein.
4. Was erwarte ich von der Elternzeit?
Oftmals gibt es (unterschwellig) Erwartungen an eine Situation und besonders an die Auszeit der Elternzeit. Unser Tipp: Bring Struktur in deine Gedanken und erstelle eine Liste. Folgende Fragen können dir dabei helfen:
- Hast du spezielle Erwartungen an deine Elternzeit?
- Möchtest du einfach nur dein Kind durch das erste Lebensjahr begleiten?
- Willst du die Familienzeit noch anderweitig nutzen?
- Planst du Reisen, Umzüge oder andere Veränderungen?
Möglicherweise stellst du fest, dass du dein Kind nicht nur bis zu den ersten Schritten und Worten, sondern auch darüber hinaus begleiten möchtest. Dann bietet sich natürlich eine längere Elternzeit an.
5. Was könnte mich veranlassen, meine Elternzeit zu verlängern?
Häufigster Grund für eine Verlängerung: die Fremdbetreuung klappt nicht, wie du dir das vorgestellt hast. Vielleicht gibt es keinen Krippenplatz oder dein Kind ist einfach noch nicht bereit dafür.
Wenn du unsicher bist, kannst du natürlich erstmal nur ein Jahr Elternzeit zu nehmen. Bedenke jedoch, dass dein Arbeitgeber einer Verlängerung der Elternzeit nach einem Jahr nicht zustimmen muss. Er kann es sogar ablehnen.
Stelle dir zum Beispiel folgende Fragen:
- Möchte ich mein Kind schon in die Fremdbetreuung geben?
- Können Großeltern einen Teil der Betreuung übernehmen?
- Reicht mir ein Jahr Auszeit vom Job?
- Ist Teilzeitarbeit in Elternzeit möglich/nötig?
Natürlich spielt hier auch der finanzielle Aspekt wieder eine Rolle.
Liste zur Elternzeitplanung (kostenloser Download)
Wie lange du Elternzeit nehmen solltest, können wir dir also nicht beantworten. Unsere Fragen können dir jedoch helfen, etwas klarer zu sehen.
Stimme dich in Ruhe mit deinem Partner ab. Prüft die verschiedenen Optionen und reiche dann ganz bewusst deinen Antrag auf Elternzeit ein. Nutze unser PDF als Vorlage, um alle Fragen mit deinem Partner gemeinsam durchzugehen.
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- Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Elternzeit https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/themen/familie/familienleistungen/elternzeit/elternzeit-73832 (abgerufen am 03.09.2021)
- Familienportal.de: Elternzeit https://familienportal.de/familienportal/familienleistungen/elternzeit (abgerufen am 03.09.2021)
- Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Broschüre „Elterngeld, ElterngeldPlus und Elternzeit“, 24. Auflage (September 2021)
- Gesetz zum Elterngeld und zur Elternzeit: https://www.gesetze-im-internet.de/beeg/BJNR274810006.html (abgerufen am 03.09.2021)
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