“Wo ist denn die Mutter des Kindes?” “Können Sie sicherstellen, immer pünktlich im Job zu sein?” “Wird Ihnen diese Doppelbelastung nicht zu viel?” Fragen, die klar ausdrücken, was sich manche Papas beim Vorstellungsgespräch anhören müssen. Doch wie gehen Väter in Elternteilzeit am besten mit Vorurteilen bei der Jobsuche um?
Elternteilzeit und Jobwechsel lassen sich im Grunde genauso gut vereinbaren wie Familienzeit und Job. Dennoch stehen Männer hier deutlich mehr unter Druck. Sind sie doch Vorurteilen bei der Jobsuche weitaus stärker ausgesetzt als die Mütter. Was bei Frauen vorausgesetzt wird, stellen auch im Jahr 2023 immer noch viele Personaler oder Arbeitgeber bei Männern in Frage: Job und Familie unter einen Hut zu kriegen und dabei in beiden Bereichen das Beste zu geben.
Väter in Elternteilzeit brauchen ein dickes Fell
Ein altes Sprichwort sagt: Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr! Wie schwer, davon können wohl so einige Papas ein Liedchen singen. Insbesondere, wenn sie in Elternteilzeit gehen. Doch als Familienvater hat man keinesfalls nur mit jenen Vorurteilen zu kämpfen, die beispielsweise auf dem Spielplatz oder beim Kinderarzt auftauchen. Auch bei einem Jobwechsel während der Familienphase, werden die Männer sehr häufig mit Vorurteilen konfrontiert, die Frauen gegenüber kaum oder gar nicht geäußert werden.
Väter brauchen also ein dickes Fell. Doch das allein reicht nicht immer. Es braucht auch jede Menge Selbstbewusstsein und vielleicht auch eine Spur Humor. Denn manche antiquierten Vorstellungen vom familiären Rollenbild sind eben einfach überholt. Wichtig für dich als Vater ist es, dass du dich selbst wertschätzt. Unterstreiche bei der Jobsuche also getrost deine Rolle als aktiver Vater, der sich eben auch für das Wohl seines Kindes verantwortlich fühlt. Wichtig ist es, deine fachlichen wie auch persönlichen Stärken in der Bewerbung souverän hervorzuheben und weniger auf die eventuellen Unannehmlichkeiten der Vaterrolle einzugehen. Auf gar keinen Fall solltest du dich in Rechtfertigungen verlieren – das gilt übrigens für Mütter ebenso wie für Väter. Immerhin geht es den meisten Personalern am Ende vor allem darum, dass du durch deine Kompetenz und charakterliche Eignung überzeugst.
Übrigens: Im Väterreport des BMFSFJ wird unter anderem das neue Selbstverständnis und neue Erwartungen an die Väter gut dargestellt.
Unsere Tipps bei der Jobsuche
Wie nun also umgehen, wenn dir bei der Jobsuche während der Elternteilzeit Vorurteile begegnen?
- Trete selbstbewusst auf!
- Vermittle deinem Gegenüber das sichere Gefühl, dass du alles im Griff hast.
- Überzeuge deinen neuen Arbeitgeber von deiner beruflichen Kompetenz, aber auch von deiner Sozialkompetenz.
- Mache deutlich, dass du als Familienvater gut organisiert bist.
- Sprich dein hohes Verantwortungsbewusstsein und deine Stressresistenz ruhig an.
- Stelle dein Licht als aktiver Vater nicht unter den Scheffel.
- Bediene nicht unfreiwillig Klischees, indem du unsicher reagierst.
Am Ende werden ohnehin die Fakten sprechen müssen. Das betrifft dein fachliches Können. Aber auch die Tatsache, dass dein Kind beispielsweise stundenweise bei einer Tagesmutter oder den Großeltern untergebracht ist, während du in Elternteilzeit arbeitest. Möglicherweise ist der neue Job ja auch so flexibel, dass sich deine Arbeitszeiten perfekt mit denen deiner Partnerin vereinbaren lassen.
Unser Tipp: Wirst du durch die Blume mit dem Vorurteil konfrontiert, dass Kinderbetreuung Sache der Frauen ist, stelle sachlich klar, dass das auch Männer hervorragend können.
Die Unterschiede erkennen …
… ist bei manchen Vorurteilen bei der Jobsuche vielleicht nicht immer ganz leicht. Es ist aber ein klarer Vorteil für dich, wenn du erkennst, ob jemand die Frage nach der Beaufsichtigung des Kindes während deiner Arbeitszeit aus rein informativen Zwecken stellt oder ob sich dein Gegenüber einfach des eigenen Schubladen-Denkens bedient.
Bei der Jobsuche oder beim Vorstellungsgespräch wirst du feststellbare Vorurteile nicht ignorieren können. Und möglicherweise auch nicht salopp mit einem Scherz zur Seite wischen können. In diesem Fall kannst du aber ruhig antworten:
“Ich weiß zwar nicht, wie sie darauf kommen, aber ich bin durchaus in der Lage, meine Vaterpflichten so zu organisieren, dass ich Ihnen und Ihrem Unternehmen während meiner Elternteilzeit kompetent zur Verfügung stehen kann.”
Fazit
Väter in Elternteilzeit haben bei der Jobsuche viel stärker mit der Akzeptanz durch Vorgesetzte zu kämpfen als Frauen. Doch selbst den komischsten Vorurteilen kann man mit genügend Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen ziemlich gelassen gegenübertreten. “Neue Männer braucht das Land”, sang einst Ina Deter. Väter in Elternteilzeit können am besten mit Vorurteilen bei der Jobsuche aufräumen.
- Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, “Väterreport”
https://www.bmfsfj.de/resource/blob/127268/2098ed4343ad836b2f0534146ce59028/vaeterreport-2018-data.pdf (abgerufen am 3.11.2023) - Bild: 253708414 bnenin / Adobe Stock