Nach der Geburt des Kindes nehmen sich viele Mütter und Väter eine berufliche Auszeit, um sich voll und ganz dem Nachwuchs widmen zu können. Diese Elternzeit wirkt sich nicht nur positiv auf die Eltern-Kind-Beziehung aus – sie bietet dir zudem auch die Möglichkeit, etwas Abstand von dem stressigen Berufsalltag zu gewinnen, über deine Perspektiven nachzudenken und deine Soft Skills zu stärken. Doch trotz all dieser Vorteile stellt sich spätestens bei der nächsten Bewerbung die Frage, ob du die Elternteilzeit im Lebenslauf angibst oder das Thema lieber nicht anschneidest.
Während der Elternzeit muss man sich grundsätzlich keine Gedanken darüber machen, dass man nach dieser Auszeit arbeitslos ist, denn in Deutschland haben junge Eltern einen gesetzlichen Anspruch auf einen gesicherten Wiedereinstieg in den zuvor ausgeübten Beruf. Da sich dieser Rückkehranspruch in der Hauptsache jedoch nur auf das Gehalt und die Arbeitszeiten bezieht, kann es vorkommen, dass man nicht genau dieselbe Stelle zugewiesen bekommt, die man vor der Elternzeit innehatte. Dementsprechend verwundert es auch nur wenig, dass sich viele Elternzeitrückkehrer auf eine andere Position im Unternehmen oder direkt auf einen neuen Job bewerben möchten. Hier stellt sich folgende Frage: wie gehst du am besten mit der Elternzeit oder Elternteilzeit im Lebenslauf um und vermeidest dabei Missverständnisse und Vorurteile?
Eltern(teil)zeit im Lebenslauf angeben: So wird´s gemacht
Wer sich auf eine neue Stelle bewirbt, hat alle Hände voll zu tun: Anschreiben überzeugend formulieren, Lebenslauf schreiben und alle relevanten Anhänge zusammentragen. Dabei zerbrechen sich viele den Kopf, ob und wie man die Elternzeit in der Vita angeben muss. Das Wichtigste vorab: Man sollte auf jeden Fall davon absehen, die Auszeit einfach unerwähnt zu lassen. Es entsteht so eine deutliche Lücke im Lebenslauf, die man spätestens beim Vorstellungsgespräch erklären muss, sofern man trotz der Ungereimtheiten überhaupt dazu eingeladen wird.
Dementsprechend sollte die Elternzeit in der tabellarischen Auflistung des beruflichen Werdeganges erwähnt werden. Neben dem Start- und Enddatum der Elternzeit, sollte zudem auch angegeben werden, ob es sich dabei um eine reine Elternzeit oder um eine Elternteilzeit handelt, da es für den verantwortlichen Personalchef interessant ist, ob es währenddessen andere Anstellungen oder sonstige Aktivitäten wie Nebenjobs, Fort- oder Weiterbildungen gab.
Elternzeiten offen ansprechen
Das oberste Prinzip beim Schreiben des Lebenslaufs ist Transparenz. Denn große, unkommentierte Lücken im Berufsleben machen in der Regel einen schlechteren Eindruck, als eine offengelegte Auszeit zur Kindererziehung. Wer nämlich offensichtlich Informationen auslässt, hat vermutlich etwas zu verbergen. Warum solltest du dich aber für etwas schämen, was unzählige Eltern schon erfolgreich mit ihrem Beruf vereinbart haben?
Falls es in der Vergangenheit bereits andere Elternzeiten gegeben hat, sollte diese natürlich ebenfalls im Lebenslauf erwähnt werden, sofern sie nicht mehr als ein paar Jahre zurückliegen oder große Lücken entstehen. Die Anzahl der Kinder, deren Alter, Geschlecht und sonstige private Details, beispielsweise zu deinem Familienstand, müssen hingegen nicht in den Bewerbungsunterlagen auftauchen.
Vorbehalte gegen Elternzeitrückkehrer?
Leider kommt es auch in der heutigen Zeit noch immer vor, dass vor allem junge Mütter und Väter nach der Rückkehr aus der Eltern(teil)zeit mit Vorurteilen zu kämpfen haben, da diese Auszeit nicht von allen Unternehmen und Personalverantwortlichen grundsätzlich positiv gesehen wird. Daher ist es wichtig, dass du dich ausführlich auf das persönliche Gespräch mit dem Recruiter vorbereitest und möglichst plausible Antworten auf die folgenden Fragen parat hast:
1. Hat das Praxiswissen unter der Auszeit gelitten?
Wer auch während der Elternzeit auf dem neusten Stand bleiben möchte, sollte sich in regelmäßigen Abständen über Branchennews informieren und gegebenenfalls auch über Weiterbildungen nachdenken.
2. Wie hoch sind Flexibilität, Spontanität und Belastbarkeit nach der Elternzeit?
Sofern die Kinderbetreuung gesichert ist (Großeltern, Partner, Kita usw.), stellt dieser Punkt nur selten ein echtes Problem dar. Allerdings sollte man sich vor dem Gespräch Gedanken darüber machen, wie viele Wochenstunden man arbeiten möchte und ob man Voll- oder Teilzeit zur Verfügung stehen kann.
3. Kann man sich leicht in bestehende Abläufe und Arbeitsprozesse einfinden?
Dem Personalverantwortlichen ist es verständlicherweise wichtig, dass man sich ohne große Einarbeitungszeit wieder in den Arbeitsalltag integrieren kann. Daher sollte man von Anfang an zeigen, dass man nicht nur bereit dazu ist, sich schnell anzupassen, sondern darüber hinaus auch eine schnelle Auffassungsgabe besitzt und genau weiß, wie man mit den neuen Kollegen umzugehen hat.
4. Hatte die Elternzeit einen merkbaren positiven Effekt auf die persönliche Entwicklung?
Während der Elternzeit trainiert man ganz automatisch verschiedene Soft Skills, die in so gut wie jedem Job gefragt sind. Dazu gehören zum Beispiel das Einfühlungsvermögen, eine gewisse Stressresistenz und vor allem sein Verantwortungsgefühl, die alle zu den wichtigsten Sozialkompetenzen gehören. Diese neu erworbenen oder ausgebauten Fähigkeiten besonders hervorzuheben, macht jedoch nicht immer Sinn. Ob das Thema eine starke Gewichtung sollte, hängt unter anderem von der angestrebten Position und dem Gegenüber ab. Hier sollte man vorsichtig mit dem überbordenden Stolz auf seinen Nachwuchs und der Faszination mit der Kindererziehung sein, denn für die meisten Personaler ist das Elternsein keine Referenz.
Fazit
In aller Regel muss man sich nicht vor den Lücken im Lebenslauf fürchten, solange man diese plausibel erklären kann. Die meisten Aspekte des Berufs- und Privatlebens – solange sie den möglichen neuen Arbeitgeber überhaupt etwas angehen – lassen sich mit etwas Selbstbewusstsein positiv auslegen.