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Wollwalk: Kinder im Herbst & Winter mit Naturmaterialien richtig anziehen

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Wer bei Kinderbekleidung aus chemisch behandelten Erdölfasern nicht mehr mitmachen will, kommt an Wolle und Walk nicht vorbei. Was du beachten musst, damit dein Kind auch in diesen Materialien immer warm angezogen ist, verrät dieser Artikel.

Das Wichtigste in Kürze

  • Kinderbekleidung besteht meist aus Merinoschurwolle.
  • Mit mehreren Lagen ist auch diese Kleidung schön warm und vor allem leicht.
  • Es gibt einige Vorurteile, die nicht alle berechtigt sind. Die Vorteile überwiegen aber.
  • Bei den Materialien unterscheidet man zwischen Strick, Wollwalk, Wollfleece, Wollfrottee und Wolle/Seide. Wolljersey hat einen hohen Baumwollanteil.
  • Empfindliche Kinder vertragen bestimmte Materialien besser als andere.
  • Lanolin-Allergiker müssen Wolle leider meiden.

Der letzte von Stiftung Ökotest veröffentlichte Test von Schneeanzügen für Kleinkinder hat uns veranlasst, diesen Ratgeber-Artikel zu schreiben. Denn unter den getesteten Anzügen war keiner, der auch nur annähernd gut abgeschnitten hätte. Die meisten und gerade auch gute, bekannte Marken, enthalten jede Menge erbgutschädigende Inhaltsstoffe wie Antimon, Formaldehyd und sogar PAK. Dass so etwas an die Haut unserer Kinder kommen darf, ist unerhört. Von der Umwelt reden wir gar nicht erst.

Manchmal fragt man sich, wie Kinder durch den Winter gekommen sind, bevor Kleidungsfasern aus Erdöl, die mit jeder Menge Chemie behandelt werden, erfunden wurden? Die Antwort ist eigentlich ganz einfach. Mit Wolle, Wollfilz, Fellen und Leder. Erfreulicherweise hast du auch heute noch die Möglichkeit, deine Kinder in natürlichen Materialien zu kleiden. Vor allem Wolle ist da ganz vorn mit dabei. Denn:

  • Wolle ist zum größten Teil selbstreinigend. Zudem wirkt sie antibakteriell.
  • Das Wollfett auf den Fasern macht sie wasser- und schmutzabweisend.
  • Sie nimmt viel Feuchtigkeit auf, ohne klamm zu sein.
  • Und sie ist Temperatur-regulierend und atmungsaktiv, das heißt das Kind friert weder, noch schwitzt es.
  • Wolle ist elastisch, recht leicht und knittert so gut wie nicht.
  • Sie nimmt kaum Gerüche an.
  • Dazu ist sie biologisch voll abbaubar.

Hier geht es zu unseren Tipps, wie du dein Kind im Winter richtig anziehst, damit es auch in Wolle und Wollwalk nicht friert.

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Das Zwiebelprinzip ist am besten

Überkleidung aus Walk erscheint auf den ersten Blick recht dünn. Dennoch kannst du sie deinem Kind getrost bis zu Temperaturen von minus 15 Grad anziehen, wenn du ihm mehrere Lagen aus Wollkleidung darunter ziehst. Keine Sorge, das ist weniger einengend als ein normaler Schneeanzug. Denn die Lagen selbst sind auch recht dünn. Zwischen den einzelnen Lagen bilden sich kleine Luftpolster, die so die Wärme am Körper halten.

Direkt am Körper empfehlen wir Unterwäsche aus Baumwolle oder aus Wolle/Seide*. Dazu kann dein Kind je nach Temperatur eine Baumwollstrumpfhose oder eine aus Wollfrottee* tragen. Prinzipiell ist Wollunterwäsche wärmender als Baumwollunterwäsche, aber nicht jeder verträgt sie.

Über die Unterwäsche kommt ein Wollpulli und je nach Temperatur noch eine Strickjacke aus gestrickter Wolle oder Wollfleece. Darüber ziehst du den Walkoverall oder alternativ eine Walkjacke* und eine Walkhose*, die über die Nieren geht und mit Hosenträgern an ihrem Platz gehalten wird.

Auf den Kopf kommt eine Schalmütze* oder eine Walkmütze* mit zugehörigem Schal*. Die Füße bleiben mit Wollsocken* und wollgefütterten Lederstiefeln* schön warm. Einlegesohlen aus Schurwolle* leisten gute Dienste gegen kalte Füße. Achte unbedingt darauf, dass die Winterstiefel auch mit Wollsocken und Einlegesohlen darin noch groß genug sind, sonst ist das wärmende Luftpolster futsch.

Fehlen nur noch Fäustlinge* und fertig ist der Winterlook. Wenn es richtig kalt ist, kannst du noch zusätzlich eine Weste über die Jacke ziehen. Auch eine zusätzliche Wollunterhose* kann dann sinnvoll sein.

winterkleidung wollwalk - Wollwalk: Kinder im Herbst & Winter mit Naturmaterialien richtig anziehen

Wolle bei empfindlicher Haut

Menschen mit empfindlicher Haut und vor allem Kinder mit Neurodermitis haben oft Probleme mit Kleidung aus Wolle. Hier gibt es verschiedene Strategien, damit es trotzdem klappt.

  • Wenn du Walk-Kleidung mit Baumwollfutter wählst, kommt die Haut nicht direkt mit dem Walkstoff in Kontakt und juckt nicht.
  • Aus dem Grund ist es bei empfindlichen Menschen auch sinnvoll, lange Baumwollunterwäsche unter den Wollsachen zu tragen.
  • Die Bündchen sollten nicht aus Wolle, sondern aus anderen, die Haut nicht reizenden Materialien bestehen.
  • Wollfleece wird oft besser vertragen als Wollwalk. Disana Kleidung ist meist aus dem sehr robusten und wetterfesten Wollwalk, während andere Anbieter wie Hessnatur eher auf Wollfleece setzen.

Kleine Materialkunde

Die verschiedenen Wollarten

Die gängigste Wollart ist Schurwolle. Sie wird von normalen Wollschafen gewonnen und kann mitunter ziemlich kratzen. Für Kinder angenehmer ist daher die weichere Merino-Schurwolle vom Merinoschaf. Wer es noch weicher will, greift zu weitaus teurerer Wolle von anderen Tieren, wie der Angoraziege (Mohair) oder der Kaschmirziege. Auch das Alpaka liefert besonders feine Schurwolle.

Die verschiedenen Verarbeitungen

  • Strick
    Was wir für Wollpullover halten, sind heutzutage oft Kleidungsstücke aus verschiedenen Synthetikfasern. Dabei war das Stricken lange Zeit eine prima Möglichkeit, warme Kleidungsstücke aus Wolle herzustellen. Vor allem für Pullover, Westen, Strickjacken, Mützen und Schals eignet sich diese Handwerkskunst nach wie vor.
  • Wolle/Seide
    Unterwäsche und Shirts sowie Hosen aus Wolle und Seide enthalten meist zu 70 Prozent Merinowolle und 30 Prozent Maulbeerseide, die miteinander versponnen werden. Anschließend wird der Stoff gewebt. Durch die enthaltene Seide wärmt und kühlt der Stoff gleichermaßen, ist also das ganze Jahr über geeignet. Wolle/Seide gibt es auch in der Frottee-Version.
  • Wollwalk
    Wollwalk entsteht aus gestrickter Wolle, die gezielt so verfilzt wird, dass ein extrem dichtes Material entsteht. Während des Filzens werden die einzelnen Wollfasern aufgebrochen. Ihre wärmenden und schmutzabweisenden Eigenschaften behalten sie dennoch. Wollwalk wird zu Overalls, Jacken, Hosen, Mützen und Handschuhen verarbeitet.
  • Wollfleece
    Bei Wollfleece handelt es sich um gestricktes Gewebe, das anschließend aufgeraut wird. Es ist kuschliger und weicher als Wollwalk, aber weniger robust und feuchtigkeitsabweisend. Babyoveralls sind oft aus Wollfleece.
  • Wollfrottee
    Frottee ist eine bestimmte Webart, bei der auf einer Seite Schlingen entstehen, die das Volumen des Stoffes vergrößern und so für ein wärmendes Luftpolster sorgen. Wollfrottee eignet sich vor allem für Schlafanzüge, Babyschlafsäcke und Thermostrumpfhosen.
  • Wolljersey
    Wolljersey enthält neben Baumwolle (meist um die 90 Prozent) auch Wolle und ist dadurch etwas wärmender als einfacher Jersey-Stoff.

Was tun bei Matsch und Regen?

Normale feuchte Witterung und sogar Schnee stecken Wollwalk-Sachen sehr gut weg, ohne nass zu werden. Lediglich, wenn es aus Kannen schüttet oder sich der Nachwuchs in jede Pfütze setzt, stoßen sie an ihre Grenzen. Dann kann es sinnvoll sein, eine dünne Regenjacke und/oder Matschhose überzuziehen. Das ist aber eher die Ausnahme als die Regel.

Wie wasche ich Wollsachen richtig?

Vorweg muss gesagt werden, dass Wollsachen zu einem großen Teil selbstreinigend sind und daher nicht so oft gewaschen werden müssen, wie andere Textilien. Das liegt vor allem am Lanolin, dem Wollfett.

Wenn die Walkhose Matsch abbekommen hat, kannst du sie einfach trocknen lassen und dann den Schmutz abklopfen oder ausbürsten. Sollte das doch nicht reichen, wird Wolle aller Art am besten per Hand in maximal handwarmem Wasser (zwanzig bis dreißig Grad) gewaschen. Am besten nimmst du dazu ein Wollshampoo*. Wenn du Flecken entfernen musst, geht das am besten mit Gallseife*.

Nasse Wolle sollte nicht ausgewrungen werden. Den Wollwaschgang kannst du verwenden, allerdings besser ohne zu schleudern bzw. maximal mit 600 Umdrehungen. Anschließend werden die Sachen in Form gezogen. Wollsachen trocknen liegend auf einem Handtuch am schonendsten.

Nach häufigem Tragen verliert sich irgendwann das Wollfett, wodurch es sinnvoll sein kann, die Sachen mit einer Lanolin-Kur* zu waschen, um die Fasern wieder zu schützen.

Übrigens: vor Motten schützen Lavendel und Zedernholz.

Vorurteile gegen Kleidung aus Wolle

Dafür, dass so wenige Eltern Wollkleidung für ihre Kinder kaufen, muss es Gründe geben. Manchmal sind es jedoch auch nur Vorurteile, die uns dann doch zu Synthetikfasern greifen lassen. Wir haben gängige Kritikpunkte zusammengetragen und liefern die Gegenargumente dazu gleich mit.

Vorurteil #1: Wollkleidung ist sehr teuer

Ja, das stimmt. Neuware kostet das Zwei- bis Dreifache von günstigen Discounter-Klamotten aus anderen Materialien. Das lässt sich nicht wegdiskutieren. Aber hier ist eine Umstellung des Einkaufsverhaltens sinnvoll. Wenige Teile, dafür hochwertig. Gebraucht, statt neu. Unisex Farben, statt alles in Rosa (gibt es aber auch), damit es auch der kleine Bruder noch anziehen kann. Nicht zuletzt spielt auch der Wiederverkaufswert eine große Rolle. Hochwertige Stücke aus Naturmaterialien lassen sich zu 50 bis 70 Prozent des Neupreises weiterverkaufen. Und je mehr Eltern auf den Geschmack kommen, desto mehr gebrauchte Kindersachen wird es für kleines Geld geben.

Wenn du erst mal ausprobieren willst, ob dein Kind mit Wollmaterialien klarkommt, kannst du entsprechende Kleidung auch erst leihen und dann kaufen, wenn du überzeugt bist. Wenn du lieber neue Ware ganz nach deinem Geschmack möchtest und handwerklich geschickt bist, kannst du lernen, wie man sie selbst macht. Wollstoffe und Anleitungen gibt es im Internet. Wolle und Strickanleitungen findest du in jedem Kaufhaus und Bastelladen.

Vorurteil #2: Wolle kratzt!

Jein, ob Wolle kratzt oder nicht, hängt davon ab, wie empfindlich der Mensch ist. Außerdem ist wichtig, von welchem Tier sie gewonnen und wie sie verarbeitet wird. Wolle vom normalen Wollschaf ist gröber als solche vom Merino-Schaf und führt daher leichter zu Hautirritationen. Merino-Schurwolle ist für Kinder die beste Wahl, für Babys am besten in der Version Wollfleece. Kleinkinder können dann Wollwalk Überkleidung tragen. Auf der Haut ist eine Wolle/Seide-Gemisch am angenehmsten.

Alpakawolle kratzt so gut wie gar nicht, stammt aber auch nicht von Schafen, sondern von einer Weiterzüchtung der Lama-Wildformen Vicunja und Guanako, kurz: dem Alpaka-Kamel. Auch Ziegen können wunderbar weiche Wolle liefern. Die Angora-Ziege liefert feine Mohair-Wolle, kuschelweiches Kaschmir stammt von der Kaschmirziege.

Vorurteil #3: Wolle ist nichts für Allergiker!

Ja, das stimmt, zumindest für Schafwolle. Denn Menschen mit einer Lanolin- oder Lanolin-Alkohol-Allergie sollten Produkte aus Schafwolle meiden. Bei Lanolin handelt es sich um das Wollfett, also die Substanz, die die Wolle eigentlich so hautfreundlich und vor allem auch wasserabweisend macht. Kinder mit einer Allergieneigung sollten lieber langsam an Wolle herangeführt werden.

Vorurteil #4: Wolle ist nicht wasserdicht!

Das ist nicht ganz richtig. Das Wollfett sorgt dafür, dass sich Wolle nicht so vollsaugt wie z.B. Baumwolle. Natürlich bietet Wolle keinen 100-prozentigen Schutz wie z.B. beschichtetes Polyamid, aber sie kann bis zu 30 Prozent ihres Eigengewichts an Wasser aufnehmen und wärmt dann trotzdem noch. Wollfilz kann aufgrund seiner dichten Struktur sogar im Schnee getragen werden. Mit Lanolin nachgefettet, verbessern sich die wasserabweisenden Eigenschaften noch zusätzlich. Wenn es draußen Blasen regnet, kannst du notfalls eine Regenhose über die Walkhose ziehen.

Vorurteil #4: Walksachen sehen irgendwie öko aus!

Ansichtssache, wir finden sie klassisch schön. Und was ist eigentlich öko? Wenn es bedeutet, sein Kind und die Umwelt vor unnötigen Chemikalien schützen zu wollen, kann es doch nicht schlecht sein, oder? Und mittlerweile gibt es wirklich viele hübsche Sachen in tollen Farben und modischen Schnitten.

Hast du schon Erfahrungen mit Kleidung aus Wolle und Walk gemacht? Teile sie gern mit unseren Lesern in einem Kommentar.

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Quellen

Veröffentlicht von Anke Modeß

Als waschechte Berlinerin und späte Mutter eines Schulkindes schreibt Anke seit 7 Jahren über Themen, die Babyeltern im Alltag beschäftigen - am allerliebsten mit einer Prise Humor.

5 Kommentare anderer Nutzer

  1. Hallo, danke für diesen hilfreichen Artikel!
    Ich habe in den (gebraucht gekauften) Wollwalkanzug meiner Tochter ein Baumwollfutter eingenäht. Er durchnässt bei Regen leicht, ich vermute, dass die Fettschicht leider nicht mehr so intakt ist (wie gesagt, gebraucht gekauft). Kann ich ihn jetzt, mit eingenähtem Futter, nochmal nachfetten (und wie)?
    Also ich ziehe bei Regen natürlich schon Regensachen darüber, möchte aber trotzdem gern die Barriere etwas auffrischen!

    Danke und viele Grüße!

    1. Hallo Johanna,

      danke für das Lob, wir freuen uns!
      Mit Baumwolle daran kannst du die Wolle nicht mehr tauchen. Aber du kannst dir eine Imprägnierlösung selbst herstellen und mit einem Zerstäuber aufsprühen. Funktioniere einfach eine gut ausgespülte Reiniger-Sprühflasche um. Wie du Wollwachs in Wasser löst, beschreibt zum Beispiel dieser Blogbeitrag. Achte aber darauf, dass das gekaufte Wollwachs möglichst pestizidarm ist.

      Viel Erfolg!

    2. Baumwolle nimmt Lanolin nicht auf – Fetten ist also kein Problem.
      Hab ich hier schon mit diversen Kleidungsstücken gemacht und hatte nie Probleme. Einfach hinterher in der Waschmaschine bei 600 Umdrehungen schleudern und liegend trocknen.

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