Wieso echter Ökostrom günstiger sein kann als dein bisheriger Strom

Ökostrom ist in aller Munde. Immer mehr Verbraucher möchten ihre Verantwortung in Sachen Klimaschutz ernst nehmen und wo wäre das einfacher, als beim Umstieg auf grüne Energiequellen? Wenn nur der Preis nicht wäre. Bio essen, fairtrade einkaufen, grüner Strom – Wer soll sich denn das leisten? “Jeder”, behaupten wir, denn nachhaltiger Strom ist günstiger, als du denkst!

Das Wichtigste in Kürze

  • Im Gegensatz zu konventionellem Strom entsteht Ökostrom klimaneutral
  • Ökostrom wird etwa aus Solar-, Wasser- oder Windenergie hergestellt
  • Mit Ökostrom trägst du aktiv zum Umweltschutz bei und sparst häufig Geld
  • „Grüne“ Stromtarife sind günstiger als Normalstrom oder die Grundversorgung
  • Lieferanten „echten“ Ökostroms treiben den Ausbau erneuerbarer Energien voran

Das spricht für Ökostrom

Im Gegensatz zu anderen Ländern wie etwa Österreich ist der Begriff Ökostrom hierzulande nicht fest definiert. Wenn bei einem Stromvertrag mindestens 50% aus erneuerbaren Energiequellen stammen, darf dieser laut Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE) als Ökostrom bezeichnet werden. Der Rest kommt dann aus Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen. Du findest Stromlieferanten, die dir entweder einen solchen Strommix anbieten oder auf reinen Ökostrom setzen.

Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen sind Kraftwerke, die Strom und Heizwärme gleichzeitig erzeugen. Somit sparen sie bis zu 1/3 der Energie. Das reduziert auch Schadstoffemissionen, allerdings nur teilweise, da die Energie für die Strom- und Wärmebereitstellung weiterhin aus fossilen Brennstoffen gewonnen wird. Solche Heizkraftwerke werden gefördert, da sie den Ausstieg aus der fossilen und nuklearen Stromerzeugung unterstützen.

Hauptargument: Umweltschutz

Ökostrom kann dir auch als Natur- oder Grünstrom begegnen. Darunter werden Energieträger verstanden, die weder mit Atomkraft noch mit den fossilen Ressourcen Gas, Öl oder Kohle zu tun haben. Fossile Quellen sind nur in begrenztem Umfang vorhanden. Zudem erfordert ihr Abbau massive Eingriffe in Natur und Umwelt und trägt so zur globalen Erwärmung bei. Neben der Rodung von Waldflächen werden bei der Produktion beispielsweise auch viele Schadstoffe freigesetzt.

Die atomare Stromgewinnung dagegen ist auf den ersten Blick etwas „sauberer“, birgt allerdings andere Risiken. Die Entsorgung verstrahlter Brennstäbe stellte von Anfang an ein großes Problem dar. Für ein grundlegendes Umdenken unserer Energiepolitik sorgte nicht zuletzt die Reaktorkatastrophe von Fukushima im Jahre 2011. Deutschland beschloss daraufhin den stufenweisen Ausstieg aus der Nuklearenergie bis zum Jahr 2022. Seither werden bis zu diesem Zeitpunkt Schritt für Schritt alle deutschen Atomkraftwerke vom Netz genommen und stillgelegt.

Woraus Ökostrom entsteht

Erneuerbare Energie wird hauptsächlich aus Erdwärme, Biomasse, Solarenergie, Wind- und Wasserkraft gewonnen. Zur Produktion des nachhaltigen Stroms sind kaum Eingriffe in die Natur erforderlich. Zwar gibt es auch Gegenstimmen, wie beispielsweise Initiativen gegen den Bau von Windkraftanlagen in Naturschutzgebieten. Aber Bauten dieser Art sind mit dem Gedanken des Umweltschutzes weitaus verträglicher als herkömmliche Kraftwerke.

Seit Jahren nimmt der Anteil an „grüner Energie“ konstant zu. Erstmals lag der Ökostrom-Anteil im Jahr 2018 bei 40% des Gesamtverbrauchs. Die Deutsche Bahn beispielsweise nutzt mittlerweile für ihre Fernzüge ausschließlich Strom aus regenerativer Herstellung. Die Argumente für solchen Strom werden deutlich, wenn du dir die umweltverträgliche Art der Herstellung betrachtest.

  • Solarenergie: Sicher kennst du die Photovoltaikanlagen, die oftmals auf Dächern montiert sind. Über solche Kollektoren wird die Energie der Sonneneinstrahlung aufgefangen. Solarzellen wandeln diese in Strom um. Von allen regenerativen Energiequellen ist die Solarenergie die am stärksten genutzte.
  • Windkraft: Windkraftanlagen stellen im Grunde nichts anderes als moderne Windmühlen dar. Sie nutzen die natürliche Kraft des Windes. Über den Rotor stellen Generatoren Elektrizität her, die in unser Stromnetz eingespeist wird. Es gibt solche Windräder an Land („onshore“) und im Küstenvorfeld („offshore“) von Meeren.
  • Wasserkraft: Wasserkraftwerke verwenden Turbinen, die etwa durch Fallhöhe, Fließgeschwindigkeit oder Menge des Wassers angetrieben werden. Die Erzeugung sogenannter Hydroenergie erfolgt über Generatoren, die solche Energie in Elektrizität umwandeln. Auf diese Art und Weise wird häufig an Talsperren oder Stauseen Strom erzeugt.
  • Erdwärme: Bei der Geothermik-Methode wird Wärmeenergie aus der Erdkruste gewonnen. Diese steigt vom Erdkern kontinuierlich nach oben und kann in elektrische Energie umgewandelt werden. Besonders geeignet sind hierfür Gegenden, in denen Vulkane oder Geysire vorkommen. Eine Variante zur Nutzung der Erdwärme ist die Erhitzung von Wasser zur Energiegewinnung.
  • Biomasse: Als Biomasse sind vor allem Holz sowie Reste und Rohstoffe aus der Landwirtschaft zu betrachten. Kraftwerke verfeuern solche Materialien und stellen über Dampfturbinen Strom her. Alternativ eignet sich Biomasse auch für die Herstellung von (Bio-)Gasen. Dabei werden natürliche Gärungsprozesse genutzt, die durch Wärme und Lagerung eintreten.

Regenerativ bedeutet unendlich
Mit dem Begriff „regenerativ“ sind bei der Energiegewinnung Quellen gemeint, die unbegrenzt vorhanden sind. Trotz ihrer Nutzung werden diese nicht weniger – wie zum Beispiel Wind oder Sonnenstrahlen. Dagegen schneidet sich der Mensch mit dem Raubbau an der Umwelt ins eigene Fleisch. Öl, Kohle usw. sind Bodenschätze, die durch den Energiebedarf stark ausgebeutet werden. Je nach Studie sind solche nicht regenerativen Ressourcen in wenigen Generationen aufgebraucht, wenn kein Umdenken eintritt.

Dein Stromtarif vs. Ökostrom

Wenn du im Supermarkt Bio-Produkte kaufst, sind diese in der Regel teurer als konventionelle Waren. Artikel aus nachhaltiger Produktion sind ressourcenschonend hergestellt und gelten zudem als gesünder. Dafür zahlst du einen gewissen Aufpreis. Bei Strom kann das nicht anders sein, wirst du dir nun denken. Aber damit liegst du daneben. Wir haben uns die Strompreise von 6 Städten in Deutschland angeschaut und verglichen. Dabei nahmen wir zunächst die Tarife der Grundversorgung ins Visier. Diese haben wir dem günstigsten Anbieter von „echtem“ Ökostrom gegenübergestellt. Das Ergebnis erstaunte uns selbst: In allen Städten kam der günstigste Strom aus erneuerbaren Energiequellen.

In unserer Tabelle siehst du, dass zwischen dem Grundtarif und dem preiswertesten Ökostrom-Lieferanten großes Einsparpotenzial besteht. Die Unterschiede variieren von Stadt zu Stadt etwas. Um zu belegen, dass dieser Effekt nicht nur für Großstädte gilt, haben wir zusätzlich die aktuellen Preise von Rottweil (ca. 25.000 Einwohner) betrachtet. Mit Ökostrom sparst du also nicht nur in Ballungsräumen Geld, sondern flächendeckend.

Alle Angaben beziehen sich auf einen dreiköpfigen Musterhaushalt mit einem jährlichen Strombedarf von 4.250 Kilowattstunden (kWh). Für den Vergleich verwendeten wir den Strompreisvergleich von Check24.de. Manche Stromtarife enthalten Neukundenrabatte oder andere Vorteile, die du bei einem Wechsel in Anspruch nehmen kannst. Solche Nachlässe sind in den jeweiligen Werten bereits mit eingerechnet. Bedenke, dass sich diese Preisvorteile nur auf das erste Jahr beziehen und die Tarife anschließend steigen können.

StadtStromanbieterStromtarifJahrespreis
BerlinVattenfallGrundversorgung1.421,85 €
eprimoeprimoStrom PrimaKlima1.111,55 €
Ersparnis310,30 €
DresdenDREWAGGrundversorgung1.268,52 €
eprimoeprimoStrom PrimaKlima1.151,37 €
Ersparnis117,15 €
HamburgVattenfallGrundversorgung1.425,86 €
eprimoeprimoStrom PrimaKlima1.212,29 €
Ersparnis213,57 €
RottweilENRW EnergieversorgungGrundversorgung1.267,72 €
Grünwelt Energiegrünstrom easy1.123,57 €
Ersparnis144,15 €
MünchenStadtwerke MünchenGrundversorgung1.298,62 €
Grünwelt Energiegrünstrom easy1.131,83 €
Ersparnis166,79 €
KölnRhein EnergieGrundversorgung1.307,42 €
Grünwelt Energiegrünstrom easy1.126,18 €
Ersparnis181,24 €

Stand der Recherche: Juli 2019

Vergleichen und Wechseln hilft beim Sparen
Stelle deine laufenden Kosten (Handy, Versicherungen etc.) regelmäßig auf den Prüfstand. Mit einem jährlichen Check bleibst du über aktuelle Konditionen informiert. Durch einen Wechsel lassen sich mitunter mehrere hundert Euro im Jahr sparen. Dabei helfen dir auch sogenannte Tarifaufpasser.

Unterschiede beim Ökostrom

Die meisten Anbieter mischen regenerativ produzierten Strom mit konventionellem Normalstrom. Eine Vielzahl von Zertifikaten oder Labeln macht die Transparenz auf dem Energiesektor umso schwieriger. Daher solltest du dich online kurz erkundigen, wie dein künftiger Versorger seinen Strom genau herstellt. Das geht im Falle von Check24.de zum Beispiel über die Option “Tarifinformation“, die du als Reiter unter „Tarif- und Preisdetails“ findest. Dort gibt es ein Kreisdiagramm, das prozentual darstellt, welche Quellen beim jeweiligen Angebot den Strom liefern. Allerdings kannst du bereits bei den Voreinstellungen Lieferanten von Strom aus fossilen Brennstoffen und Atomstrom ausschließen, indem du die Option “Ökostrom” und “Nachhaltig” auswählst.

“Öko Basis“-Tarife enthalten auch Anteile aus der Produktion von Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen. Teilweise verpflichten sich Lieferanten mit dem „Öko-Basis“-Zertifikat zu Ausgleichsmaßnahmen für den CO2-Ausstoß bei ihrer Stromerzeugung. Einen Schritt weiter geht das „Öko Nachhaltig“-Siegel von Check24.de. Sie liefern Strom überwiegend aus regenerativer Produktion. Zudem verfügen die jeweiligen Anbieter über das anerkannte „Grüner Strom“– oder das „OK Power“-Label.

Bedenken und Vorbehalte gegenüber Ökostrom

Wenn du dich für Ökostrom entscheidest, treibst du damit die Energiewende voran. Mit deinem Entschluss trägst du dazu bei, dass mehr Strom aus erneuerbaren Quellen in das deutsche Stromnetz eingespeist wird. Und damit liegst du im Trend: Im Jahr 2018 lag der Anteil von Ökostrom bei 42,2%, während es 10 Jahre zuvor nur 16,2% waren. Bedenken, wonach „grüner Strom“ Qualitätsunterschiede aufweist, sind demnach vollkommen unbegründet. Du erhältst nach wie vor einheitlichen Strom, allerdings verringerst du den Anteil von Atomstrom im Versorgungsnetz.

Aufgrund des gesetzlichen Versorgungsanspruchs besteht keine Gefahr, dass nach einem Wechsel plötzlich deine Stromversorgung unterbrochen ist. Dein alter Vertrag wird vom Neuen abgelöst, sodass du keine Versorgungslücke riskierst. Strom aus Wind- oder Solarproduktion bekommst du selbstverständlich auch dann, wenn es nicht windet und auch in der Nacht, wenn die Sonne nicht scheint.

Ökostrom ist gut fürs Gewissen und bringt nicht viel in Sachen Nachhaltigkeit? Das Gegenteil trifft zu, den der CO2-Ausstoß sinkt kontinuierlich. Durch die Zunahme erneuerbarer Energien auf dem Stromsektor verringerte sich der Emissionsfaktor. Pro erzeugter Kilowattstunde lag der Ausstoß an Kohlendioxid 2017 bei 537 Gramm. Die Einsparung dieses Treibhausgases sank damit im Vergleich zum Jahr 2000 um über 100 Gramm pro kWh. Insgesamt wurden 2017 durch den Einsatz erneuerbarer Energien annähernd 180 Millionen Tonnen CO2 eingespart.

Was für Pioniere spricht

Umweltaktivisten haben gerade bei großen Stromkonzernen mit Ökostrom-Tarifen durchaus Vorbehalte. Sie raten dazu, bei der Wahl eines Ökostrom-Anbieters kleinere und unabhängige Unternehmen auszuwählen. Diese investieren beispielsweise in neue Anlagen oder kümmern sich um die Weiterentwicklung von Elektromobilität. Mit solchen Initiativen treiben sie nicht nur die klimaneutrale Stromerzeugung voran. Solche Pioniere werden mitunter auch als Lieferanten „echten“ Ökostroms bezeichnet. Sie verdienen mit der Nachhaltigkeit ihr Geld und verschreiben sich gleichzeitig dem ganzheitlichen Umweltschutzgedanken. Eine Auswahl solcher Ökostrom-Pioniere haben wir hier für dich:

Ein detaillierter Vergleich dieser sechs Ökostrom-Lieferanten liefert dir weitere Hintergrundinformationen. Zum Beispiel werden Angaben über die Herkunft des Stroms, die Anteile im Energiemix oder Zertifizierungen dieser Anbieter aufgelistet.

Energie-Dinos betreiben „Greenwashing“

Wenn du dich für einen Öko-Tarif eines Großkonzernes entscheidest, unterstützt du damit indirekt deren Politik. Oftmals sind solche Energieunternehmen zögerlich im Umsetzen von Umweltschutzmaßnahmen. Das Ökolabel ist für sie ein Verkaufsargument, das sie nutzen, um ihre Interessen als traditionelle Betreiber von Kohle- oder Atomkraftwerken zu verfolgen. Kurzum: Willst du die Energiewende mit voller Kraft unterstützen, ist nachhaltiger Ökostrom die beste Wahl. Doch natürlich sind auch die günstigen Basis-Naturstromtarife ein Schritt in die richtige Richtung.

Nachhaltigkeit ist nicht kostspieliger

Besitzt du einen älteren Stromvertrag, ist es wahrscheinlich, dass du mit Strom versorgt wirst, der aus Kohle- oder Atomkraftwerken kommt. Beziehst du deine Elektrizität über die Grundversorgung, ist das ebenfalls häufig der Regelfall. Dann liefert dir der ortsansässige Versorger Strom zu seinem Standard-Tarif. Das Paradoxe: Du erhältst ein ökologisch minderwertiges Produkt ohne sonstige Vorteile oder Serviceleistungen und zahlst mehr als alle anderen. Rabatte, Boni oder sonstige Vorteile stehen dir dabei nicht zu. Warum? Viele Kunden wissen gar nicht, wie nachteilig ihre alten Verträge für sie sind. Dein Anbieter denkt sich “Warum schlafende Hunde wecken?” und bemüht sich gar nicht erst, dir Vorteile zuteilwerden zu lassen, die neuere Kunden längst erhalten. Wie unsere Aufstellung zeigt, liegen die Preise für Ökostrom deutlich unter denen für die Grundversorgung. Was sollte also noch für konventionellen Strom aus Kohle oder Kernkraft sprechen?

Wechseln ist einfach!

In unserer Vergleichstabelle lag meist der Ökostrom-Anbieter Simplygreen.de vorne. Dort erhältst du reinen Ökostrom, der sowohl die Labels „Grüner Strom“ als auch „OK Power“ besitzt. Simplygreen.de zählt zu den „echten“ Ökostrom-Lieferanten und ist ein Tochterunternehmen des kommunalen Versorgers Entega. Dieser zählt in Deutschland zu den größten Anbietern klimaneutraler Energie.

In 5 Schritten zu grünem Strom:
❶ Finde anhand deiner Stromrechnung heraus, welchen Strombedarf du hast und was dich das jährlich kostet. Bist du noch beim Grundversorger, kannst du sofort wechseln. Andernfalls gelten Kündigungsfristen.
❷ Suche nach einem Ökostrom-Tarif bei einem Vergleichsportal. Dafür musst du nichts weiter angeben als deine Postleitzahl sowie den geschätzten Verbrauch. „Echte Ökostromlieferanten“ werden meist separat gekennzeichnet.
❸ Erkundige dich genau über Zertifizierungen des passenden Anbieters. Findest du auf dessen Homepage zum Beispiel das „OK Power“- oder das „Grüner Strom“- Label“ in Gold, spricht das für den Energieversorger.
❹ Betrachte die vertraglichen Konditionen und Kosten durch einen weiteren Vergleich oder auf der Seite des Anbieters selbst. Eventuell kannst du noch etwas Geld sparen, indem du denselben Tarif hier günstiger findest.
❺ Der Wechsel lässt sich in wenigen Schritten über das Vergleichsportal oder die Homepage des Stromanbieters vornehmen. Du musst dabei keine Risiken befürchten.

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