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Leistenbruch bei Babys und Kindern erkennen & handeln

Leistenbruch bei Babys

Dein Kind hat manchmal eine Beule im Leistenbereich? Kurz darauf ist sie wieder verschwunden? Dann könnte es sich um einen Leistenbruch handeln! Wir erklären dir, wie ein Leistenbruch entsteht, woran du ihn bei Babys und Kindern erkennst und wie er behandelt wird!

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Leistenbruch ist bei Babys und Kleinkindern angeboren.
  • Bei den betroffenen Kindern hat sich das Bauchfell im Leistenkanal während der Embryonalentwicklung nicht richtig geschlossen.
  • Eine Schwellung in der Leistengegend deutet auf einen Leistenbruch hin.
  • Die Schwellung kann sich bei Jungen bis in den Hodensack, bei Mädchen bis zu den Schamlippen erstrecken.
  • Bei Jungen tritt ein Leistenbruch vier- bis achtmal häufiger auf als bei Mädchen.
  • Frühgeborene sind besonders häufig betroffen.
  • Vermutest du bei deinem Kind einen Leistenbruch, solltest du zeitnah einen Kinderarzt aufsuchen, um Komplikationen wie eine Darmeinklemmung zu vermeiden.
  • In der Regel ist ein Leistenbruch harmlos und kann ambulant operiert werden.

Definition Leistenbruch: Was sich dahinter verbirgt

Ärzte sprechen von einem Leistenbruch, wenn Teile des Darms oder Fettgewebe des Bauches durch eine Öffnung in die Leistenregion vordringen können. Der Fachbegriff für einen Leistenbruch lautet Inguinalhernie (lateinisch: Hernia inguinalis). Auch der Begriff Leistenhernie ist geläufig.

Der Begriff ist eigentlich irreführend. Bei einem Leistenbruch ist nichts „gebrochen“. Bei Babys und Kindern ist der Leistenbruch vielmehr angeboren. Genau gesagt handelt es sich um eine angeborene Schwäche in der Bauchwand. Ein Leistenbruch bei Kindern hat somit andere Ursachen als der Leistenbruch bei Erwachsenen.

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Ursache und Häufigkeit: So entsteht ein Leistenbruch

Ein Leistenbruch kann von Geburt an sichtbar sein oder sich erst später zeigen. Vorbeugen lässt sich einem Leistenbruch nicht.

Ursache

Bei den betroffenen Kindern hat sich das Bauchfell im Leistenkanal während der Entwicklung des Embryos nicht richtig geschlossen. Dadurch entsteht eine Lücke. Durch diese Lücke kann sich Gewebe aus dem Bauchraum (etwa der Dünndarm) nach außen drücken.

Jungen sind häufiger von einem Leistenbruch betroffen als Mädchen. Das hat anatomische Gründe. Bei Jungen wandern die Hoden gegen Ende der Schwangerschaft durch den Leistenkanal aus dem Bauchraum nach unten in den Hodensack. Dabei nehmen sie einen Teil des Bauchfells als Hülle mit sich. Normalerweise wird der Leistenkanal anschließend durch das Bauchfell verschlossen. Haben die Hoden beim Absteigen durch den Leistenkanal sehr viel Bauchfell „mitgenommen“, kann es sein, dass der Leistenkanal nicht vollständig verschlossen werden kann. Daraus kann sich ein Leistenbruch entwickeln.

Bei Mädchen ist der Leistenkanal hingegen meist durch Bindegewebe verschlossen.

Häufigkeit

Etwa 5 Prozent der Kinder sind von einem Leistenbruch betroffen. Bei Jungs tritt ein Leistenbruch vier- bis achtmal häufiger auf als bei Mädchen. Besonders häufig trifft es Frühgeborene. Bis zu 30 Prozent der Frühgeborenen sind betroffen, da ihre Reifung zum Zeitpunkt der Geburt nicht abgeschlossen ist.

Symptome: Daran erkennt man einen Leistenbruch

Einen Leistenbruch erkennst du an:

  • einer Schwellung oder einer sichtbaren Beule in der Leiste.
  • einer Schwellung im Hodensack bei Jungen oder in der Schamlippe bei Mädchen (wenn die Beule nach unten „wandert“).

Besonders deutlich erkennst du eine solche Schwellung (auch Bruchsack genannt) immer dann, wenn dein Kind weint, hustet oder sich anderweitig anstrengt. Im Liegen und wenn das Kind entspannt ist, tritt die Beule meist zurück. Dann ist sie nicht oder nur schwer zu erkennen.

Kleiner Tipp: Mache am besten ein Foto von der Wölbung. Falls sie beim Arzttermin nicht hervorstehen sollte, kannst du eurem Kinderarzt das Foto zeigen.

Die rechte Seite ist etwas häufiger von einem Leistenbruch betroffen als die linke. Bei etwa 10 bis 50 Prozent der Kinder ist der Leistenbruch beidseitig.

Für die Kinder ist ein Leistenbruch meist nicht schmerzhaft. Er muss jedoch operativ behandelt werden, um Komplikationen wie einer lebensgefährlichen Darmeinklemmung vorzubeugen.

Wann du zum Arzt gehen solltest

Ein Leistenbruch ist normalerweise beweglich. Die Schwellung kann nach innen weggedrückt werden. Solange sich die Schwellung zurückdrücken lässt, besteht keine akute Gefahr. Du solltest dennoch zeitnah einen Arzt aufsuchen, wenn du den Verdacht hast, dass sein Kind einen Leistenbruch hat. Es besteht immer das Risiko, dass sich Teile des Darms im Bruch verklemmen.

Direkt zum Arzt solltest du:

  • wenn dein Kind erkennbar unter Schmerzen leidet.
  • wenn sich die Vorwölbung nicht zurückdrücken lässt und immer sichtbar bleibt.
  • wenn sich die Schwellung rot verfärbt.
  • wenn dein Kind Fieber hat und/oder unter Übelkeit und Erbrechen leidet.

Dann könnte sich Bauchinhalt einklemmt haben (etwa Bauchgewebe, Teile des Darms oder bei Mädchen ein Eierstock). Die eingeklemmten Organe werden nicht mehr richtig durchblutet. Komplikationen wie ein Darmverschluss könnten auftreten oder die Fortpflanzungsorgane (Hoden bzw. Eierstöcke) könnten geschädigt werden. In diesem Fall ist eine sofortige Notoperation unausweichlich. Die eingeklemmten Organe müssen schnellstmöglich wieder in die Bauchhöhle geschoben und der Bruch verschlossen werden. Eine solche akute Einklemmung bezeichnen Ärzte als Inkarzeration.

Diagnose: So stellt der Arzt fest, ob es sich um einen Leistenbruch handelt

Der Kinderarzt tastet die Leiste auf beiden Seiten ab. Meist ist ein Leistenbruch bereits durch das Abtasten eindeutig zu erkennen. Um die Diagnose zu bestätigen, führt der Arzt normalerweise noch einen Ultraschall durch.

In der Regel wird ein Leistenbruch bereits bei Neugeborenen oder innerhalb des ersten Lebensjahres diagnostiziert. Manche Leistenbrüche bleiben auch viele Jahre unbemerkt. Falls dir etwas komisch vorkommt, du eine Schwellung erkennst oder dein Schatz manchmal über Schmerzen in der Leistengegend klagt, sprich euren Kinderarzt darauf an.

Therapie: So wird ein Leistenbruch behandelt

Eine OP ist bei einem Leistenbruch unausweichlich. Wie schnell die Operation durchgeführt werden sollte, hängt von folgenden Faktoren ab:

  • Alter des Kindes
  • Schwere des Bruchs.

Generell gilt: Je jünger das Kind, desto früher sollte der Bruch verschlossen werden. Handelt es sich um einen eingeklemmten Bruch, muss die OP immer direkt erfolgen.

So läuft die Leisten-OP ab:

Die OP erfolgt meist unter Vollnarkose. Gesunde Kinder ab etwa 6 Monaten können oft ambulant operiert werden und das Krankenhaus nach einigen Stunden Überwachung wieder verlassen. Jüngere Kinder müssen normalerweise über Nacht zur Kontrolle im Krankenhaus bleiben.

Eine Leisten-OP ist ein Routineeingriff. In der Regel ist nur ein sehr kleiner Schnitt vonnöten, durch den der Bruchsack entfernt und die betroffene Stelle in der Bauchwand verschlossen wird. Ein Netz wird nicht eingesetzt. Die Leisten-OP ist sogar minimalinvasiv möglich. Sie dauert ungefähr 20 bis 30 Minuten.

Nach der OP solltest du deinen Schatz schonen. Baden und Schwimmen sind in den ersten Tagen nach der Operation tabu. Kinder sollten zudem zwei Wochen auf Sport verzichten.

Mögliche Komplikationen

Manchmal entzündet sich die Wunde. Du solltest einen Arzt aufsuchen, wenn…

  • aus der OP-Wunde Flüssigkeit oder Blut austritt.
  • der Bereich um die Wunde gerötet ist.
  • dein Kind Fieber entwickelt (über 38 Grad).
  • dein Kind Bauchschmerzen hat und/oder erbrechen muss.

Aber keine Sorge, Komplikationen treten nach einer Leisten-OP nur sehr selten auf.

Hast du Erfahrungen mit einem Leistenbruch bei Babys? Schreib uns gerne einen Kommentar!

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Quellen

✔ Inhaltlich geprüft am 13.11.2023
Dieser Artikel wurde von Dr. med. Susanne Schaller geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Patricia Schlösser-Christ

Patricia widmet sich als Kulturanthropologin mit Leidenschaft der Kindheits- und Familienforschung. Ihre liebsten (und herausforderndsten) „Studienobjekte“ sind ihre beiden kleinen Töchter. Wenn sie nicht gerade Feldforschung im Kinderzimmer ihrer kleinen Rasselbande betreibt, powert sie sich beim Handball aus.

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