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Insemination (Samenübertragung): Ablauf, Kosten, Chancen & Risiken

Insemination Samenübertragung

Klappt es auf natürlichem Wege nicht, schwanger zu werden, gibt es mittlerweile etliche Methoden der künstlichen Befruchtung. Die Insemination ist eine von ihnen. Bei einer Insemination, auch Samenübertragung oder IUI genannt, überträgt ein Arzt die Samen meist direkt in die Gebärmutter der Frau. Auf diese Weise sollen die Chancen, schneller schwanger zu werden, steigen. Wie eine Insemination genau abläuft, was sie kostet und welche Vor- und Nachteile sie bietet, erklären wir in diesem Artikel.

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Insemination wird auch IUI oder Samenübertragung genannt.
  • Für die Durchführung einer Insemination kann es verschiedene Gründe geben.
  • Sie ist die günstigste Variante aller Methoden der künstlichen Befruchtung.
  • Kann mit dem Samen des Partners oder mit Spendersamen durchgeführt werden.
  • Eine IUI kann mit oder ohne hormonelle Stimulation der Eierstöcke erfolgen.
  • Die Kosten sind bei der Insemination mit Hormonbehandlung deutlich höher als ohne.
  • Die Erfolgsrate beträgt je nach Ausgangslage 5-15% pro Versuch.
  • Das Risiko einer Mehrlingsschwangerschaft ist gegenüber normaler Empfängnis erhöht.

Was ist eine Insemination?

Die Samenübertragung an sich ist eine der ältesten Methoden überhaupt. Allerdings fanden früher eher die Übertragung der Samen in die Vagina oder die Übertragung bis zum Gebärmutterhals Anwendung.

Heute wird in Kinderwunschkliniken im Labor aufbereitetes Sperma mithilfe einer Kanüle und eines Katheters zur Zeit des Eisprunges in die Gebärmutter übertragen. Dieses Verfahren nennt man IUI (Intrauterine Insemination). Das Sperma selbst kann je nach Situation vom eigenen Mann (homologe Insemination) oder von einem Samenspender (heterologe Insemination) stammen.

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Dann wird eine Insemination angewendet

Die Insemination ist eine unkomplizierte Möglichkeit, Paaren zu helfen, die aus welchen Gründen auch immer durch normalen Geschlechtsverkehr nicht schwanger werden können. Sie wird mit dem Samen des eigenen Partners oder dem eines Spenders durchgeführt.

Mit Samen des Partners, wenn

  • die Samenqualität normal oder leicht eingeschränkt ist
  • der Zervixschleim undurchlässig ist oder die Spermien wegen einer Unverträglichkeit abtötet
  • der Muttermund durch Fehlbildungen oder Operationen beschädigt ist
  • der Mann keinen Geschlechtsverkehr durchführen kann (Masturbation muss aber möglich sein)
  • die Frau aufgrund eines Vaginismus keinen Geschlechtsverkehr durchführen kann
  • eine Endometriose nachgewiesen wurde 
  • das Paar ohne ersichtlichen Grund nicht schwanger wird (idiopathische Sterilität)

Mit Spendersamen, wenn

  • der Mann unfruchtbar ist (Azoospermie)
  • sich eine alleinstehende Frau ein Kind wünscht
  • ein lesbisches Paar schwanger werden möchte

Eine Insemination ist nicht (mehr) möglich, wenn im äußerst seltenen Fall eine Spermaallergie vorliegt. In diesem Fall gibt es andere Methoden, wie z.B. eine IVF oder eine ICSI. Mehr zu allen Methoden der künstlichen Befruchtung findest du hier.

Die Voraussetzungen bei Mann und Frau, damit es klappt

Nicht immer kommt eine Insemination (Samenübertragung) in Frage, wenn künstliche Befruchtung nötig wird. So müssen bestimmte Kriterien erfüllt sein, damit es überhaupt klappen kann.

Voraussetzungen bei der Frau

  • Die Eileiter müssen durchlässig sein, damit die Spermien ihren Weg zur Eizelle allein finden können.
  • Es muss eine Follikelreifung stattfinden. Dabei sollten maximal drei herangereifte Follikel im Eierstock zu sehen sein. Bei einer größeren Anzahl wird keine Insemination durchgeführt. Die Begrenzung nach oben dient der Vermeidung riskanter Mehrlingsschwangerschaften.
  • Im fraglichen Zyklus muss ein Eisprung stattfinden. Dieser wird meist durch eine Eisprungspritze ausgelöst, um den optimalen Zeitpunkt der Insemination festzulegen.
  • In der Gebärmutter muss genügend Gebärmutterschleimhaut aufgebaut worden sein, dass sich eine befruchtete Eizelle einnisten könnte. Dies wird im Ultraschall kontrolliert.

Voraussetzungen beim Mann

  • Der Mann darf eine verminderte Spermaqualität haben. Es müssen sich aber dennoch genügend frei bewegliche, normal geformte und somit befruchtungsfähige Spermien im Ejakulat befinden. Nur dann kann eine Insemination durchgeführt werden. Ist dies nicht der Fall, greift man auf andere Methoden wie IVF oder ICSI zurück.
  • Der Mann muss in der Lage sein, unter ziemlich unromantischen Bedingungen in einer Kabine masturbieren zu können, denn anders lässt sich der Samen nicht gewinnen.

So läuft eine Insemination (IUI) ab

Damit du ein Bild davon bekommst, was dich bei einer Insemination erwartet, haben wir die nötigen Schritte im Folgenden für dich aufgelistet.

1) Hormonelle Stimulation der Eierstöcke – ja oder nein

IUI im natürlichen Zyklus

Eine Insemination (IUI) kann im natürlichen „spontanen“ Zyklus der Frau stattfinden. Dies ist meist der Fall, wenn ein mehr oder minder stabiler Zyklus mit Eisprung vorliegt, der keine Probleme in der Follikelreifungsphase erkennen lässt. Denn dann kann man davon ausgehen, dass bei der Insemination mindestens eine Eizelle zur Befruchtung bereitsteht. Dies klärt der Arzt mithilfe von Ultraschall und Blutuntersuchungen schon im Vorfeld. Und auch der beste Zeitpunkt für die Samenübertragung wird auf diese Weise ermittelt. Diese erfolgt nach Möglichkeit kurz vor dem Eisprung. Denn danach ist die Eizelle nur kurze Zeit befruchtungsfähig.

Diese Methode erfordert jedoch viel Flexibilität von der Kinderwunschklinik und der Frau bzw. dem Paar mit Kinderwunsch. Denn jeder Zyklus ist anders. Um die Samenübertragung besser planbar zu machen, wird der Eisprung oft auch ohne vorherige hormonelle Stimulation der Eierstöcke künstlich ausgelöst.

IUI im stimulierten Zyklus

Ist der Zyklus der Frau nicht regelmäßig genug oder gibt es andere Probleme in der Follikelreifungsphase, werden je nach Ausgangssituation Medikamente verabreicht, die die Follikelreifung unterstützen. Erst wenn mindestens ein Follikel (Eibläschen) herangereift ist, kann eine Insemination (Samenübertragung) nach vorheriger Auslösung des Eisprungs stattfinden. Man spricht dann von einer Insemination im stimulierten Zyklus.

Dabei wird der Arzt zuerst eine Stimulation mit Clomifen versuchen. Die Gabe erfolgt in Tablettenform etwa vom 5. bis 9. Zyklustag. Clomifen und Letrozol regen die Bildung von FSH (Follikel-stimulierendes Hormon) an.

Findet sich nach der Clomifen- oder Letrozol-Gabe kein Eibläschen im Eierstock, kann erst im nächsten Zyklus weitergemacht werden. Dann spritzt sich die Frau rekombinantes FSH ab dem 1.-3. Zyklustag für einige Tage direkt unter die Haut. Bei dieser Methode kann es häufiger vorkommen, dass mehr als drei Follikel gleichzeitig heranreifen – ein Ausschlusskriterium für eine Insemination! Deshalb muss die Dosierung sehr sorgfältig vorgenommen und gegebenenfalls angepasst werden.

2) Die Auslösung des Eisprungs

Egal, ob mit oder ohne hormonelle Stimulation: meist (aber nicht immer) wird der Eisprung durch die sogenannte Eisprungspritze künstlich ausgelöst. Dieses Verfahren nennt sich „Ovulationsinduktion“. Vorher kontrolliert der Arzt engmaschig die Hormone per Blutabnahme. Außerdem wird die Follikelgröße mittels Ultraschall überwacht. Bei 15-20 mm ist es dann soweit, eine Eisprungspritze löst den Eisprung aus. Meist gibt sich die Frau die Spritze selbst. 36 Stunden später kommt es zum Eisprung. Der Arzt führt dann die Insemination optimalerweise 0 bis 12 Stunden vor dem Eisprung durch. 

3) Die Gewinnung der Samenprobe

Wird der Samen frisch vom eigenen Partner gewonnen, muss dieser am Tag der Insemination in einer Kabine im Kinderwunschzentrum masturbieren. Der so gewonnene Samen wird daraufhin gereinigt und in einer Zentrifuge von der Samenflüssigkeit getrennt.

Zusätzlich versucht das Labor, die gut beweglichen Spermien von den fehlgebildeten und toten Spermien zu trennen. Meist verwenden Labore die sogenannte „Swim-Up“ Methode. Dabei gibt man ein „Kulturmedium“ zur Samenflüssigkeit, dass wegen seiner geringeren Dichte oben bleibt. Nur die befruchtungsfähigen Spermien schwimmen hinein. Alle anderen bleiben zurück. Anschließend kommt die aufbereitete Samenprobe bis zur Insemination selbst in den Brutschrank.

Kommt Spendersamen zum Einsatz, liefert die Samenbank die Samenprobe bereits gereinigt und aufgearbeitet in die Kinderwunschklinik. Dort kommt er in gefrorenem Zustand (kryokonserviert) an und muss nur noch aufgetaut und auf die richtige Temperatur gebracht werden.

4) Insemination kurz nach dem Eisprung

Etwa 0 bis 12 Stunden vor dem Eisprung findet in der Kinderwunschklinik die eigentliche Samenübertragung statt. Nun nimmt der Arzt den Samen mit einer Kanüle auf und bringt ihn mit einem langen Schlauch (Katheter) durch den Muttermund direkt in die Gebärmutter ein. Diese Prozedur ist in der Regel völlig schmerzfrei und dauert nur wenige Minuten. Der Partner darf bei der „Zeugung“ anwesend sein. Die Frau kann danach ganz normal zurück in den Alltag starten.

Ein Follikel ist ein Eibläschen, das im Eierstock heranreift. Es enthält die Eizelle. Der Follikel springt bei der Ovulation, also dem Eisprung und die reife Eizelle wird in den Eileiter abgegeben.

Aus dem Follikel-Rest entwickelt sich dann der Gelbkörper. Dieser bildet Progesteron, was die Umwandlung der Gebärmutterschleimhaut fördert, um diese auf eine Einnistung vorzubereiten. Kam es zur Einnistung einer befruchteten Eizelle, produziert der Gelbkörper weiterhin Progesteron, damit die Schwangerschaft aufrechterhalten werden kann. Erst wenn die Plazenta diese Aufgabe etwa im dritten Schwangerschaftsmonat übernimmt, baut sich der Gelbkörper ab.

Das kostet eine Insemination (IUI)

Muss eine Insemination selbst gezahlt werden, dann belaufen sich die Kosten auf etwa 500 Euro ohne vorherige Stimulation. Wird die Frau vorher medikamentös behandelt, kostet ein Versuch bereits um die 900 Euro, Medikamente noch nicht mitgerechnet. Diese schlagen meist zusätzlich mit etwa 750 Euro zu Buche.

Sobald man verheiratet ist und Frauen zwischen 25 und 40 Jahren, Männer zwischen 25 und 50 Jahren alt sind, unterstützt das die GKV finanziell. Dann liegen die Kosten für eine Insemination ohne hormonelle Stimulation pro Versuch bei etwa 150 Euro, mit hormoneller Stimulation bei etwa 500 Euro. Meist sind mehrere Versuche nötig, bis es klappt. Manchmal klappt es leider gar nicht, sodass Paare danach oft eine IVF probieren müssen.

Diese Chancen bietet eine Insemination (IUI)

  • Bei 5-15% der Frauen kommt es innerhalb eines Versuchs zu einer Schwangerschaft.
  • Nach 3-4 Versuchen beträgt die Erfolgsquote etwa 30%. (Vergleich 25-30% pro Versuch der normalen Zeugung bei junger gesunder Frau).

Übrigens: Ab einem Alter von 35 sinken die Chancen deutlich, ab 40 sind sie minimal.

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Mit diesen Risiken musst du bei einer Insemination rechnen

Auch wenn die Insemination (IUI) eine gut verträgliche Variante der künstlichen Befruchtung darstellt, birgt auch sie ein paar Risiken:

Psychische Belastung

Künstliche Befruchtung stellt meist eine große psychische Belastung dar, da sich Bangen und Hoffen, Enttäuschung und Freude stetig abwechseln. Deshalb ist es bei längeren Verläufen ratsam, die Unterstützung eines Psychologen in Anspruch zu nehmen.

Nebenwirkungen der Medikamente

Werden Hormone und andere Medikamente verabreicht, können diese Nebenwirkungen haben. Diese reichen von Stimmungsschwankungen, über Zysten bis hin zur kritischen Überstimulation der Eierstöcke. Eine Überstimulation ist im Falle einer Insemination allerdings äußerst selten.

Mehrlingsschwangerschaft

Durch die hormonelle Stimulation kann es passieren, dass mehr als eine Eizelle heranreift und somit auch mehrere Eizellen befruchtet werden können. Es kommt also häufiger zu Mehrlingsschwangerschaften. Bei mehr als 3 reifen Eibläschen darf in Deutschland keine Insemination durchgeführt werden. Aber Zwillinge und Drillinge sind durchaus möglich. Mehrlingsschwangerschaften bergen immer ein größeres Fehlgeburts- und Komplikationsrisiko. Und auch wenn die Babys auf der Welt sind, ist das Aufziehen von Mehrlingen eine nicht zu unterschätzende, herausfordernde Aufgabe.

Erhöhtes Fehlbildungsrisiko

Alle Methoden der künstlichen Befruchtung gehen mit einem erhöhten Fehlbildungsrisiko einher. Dies liegt jedoch nicht an der Kinderwunsch-Behandlung selbst. Vielmehr resultiert es aus dem von Natur aus gesteigerten Risiko der behandelten Paare. Meist sind diese schon etwas älter oder werden aufgrund von Gendefekten bei Mann oder Frau nicht auf natürlichem Weg schwanger.

Vorteile und Nachteile der Insemination im Überblick

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  • Größtenteils schmerzfrei
  • Größere Erfolgschancen als bei IUI ohne Stimulation - allerdings nur, wenn die Spermaqualität ausreicht
  • Kostengünstiger als andere Methoden der künstlichen Befruchtung wie z.B. IVF oder ICSI
  • Durch die Medikamente deutlich teurer als eine IUI ohne Stimulation
  • Mögliche Nebenwirkungen durch die Hormonbehandlung
  • Geringere Erfolgschancen als bei anderen Methoden der künstlichen Befruchtung
  • Psychische Belastung durch meist mehrere Versuche
Vorteile einer IUI mit StimulationNachteile einer IUI mit Stimulation
  • Kostengünstig
  • Risikoarm
  • Schmerzfrei
  • Geringere Erfolgschancen als bei hormoneller Stimulation
  • Geringere Erfolgschancen als bei anderen Methoden der künstlichen Befruchtung
  • Psychische Belastung durch meist mehrere Versuche
Vorteile einer IUI ohne StimulationNachteile einer IUI ohne Stimulation

Fazit

Eine Insemination ist bei unerfülltem Kinderwunsch eine gute Variante, um relativ einfach helfen zu können, schneller schwanger zu werden. Allerdings müssen gewisse Voraussetzungen erfüllt sein. Die Chance, durch eine Samenübertragung schwanger zu werden, ist pro Zyklus leider nicht besonders hoch. Ganz risikoarm ist auch sie nicht. Aber auch wenn die Kosten sich abhängig davon unterscheiden, ob eine hormonelle Stimulation der Eierstöcke erfolgt oder nicht, ist die Insemination immer noch die günstigste und schonendste Methode aller Formen der künstlichen Befruchtung.

Wir wünschen dir viel Erfolg!

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Quellen

✔ Inhaltlich geprüft am 11.07.2023
Dieser Artikel wurde von Dr. med. Kristin Deeb geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Anke Modeß

Als waschechte Berlinerin und späte Mutter eines Schulkindes schreibt Anke seit 7 Jahren über Themen, die Babyeltern im Alltag beschäftigen - am allerliebsten mit einer Prise Humor.

  1. Hallo, mein Mann (39 Jahre) ist Zeit ca. 3 Jahren sterilisiert. Ich (26 Jahre) möchte möchte ein Gemeinsames Kind mit ihm, er hat schon zwei aus erster Ehe. Da er ja nicht auf normalem Wege das Becherchen füllen kann, ist jetzt die Frage, an wen wir uns zwecks seinem Sperma wenden müssen und was das an extra kosten wären. Mfg

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