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Hausgeburt ja oder nein? Voraussetzungen, Vorteile & Risiken

Hausgeburt: Mutter gebärt ihr Baby zuhause

Denkst du über eine Hausgeburt nach? Ohne Frage, diese Form der Geburt ist die natürlichste Sache der Welt. In vertrauter Umgebung können Frauen besser entspannen als im Krankenhaus. Bevor du dich entscheidest, solltest du jedoch neben den Vorteilen auch die Kriterien kennen, die das Risiko erhöhen. Denn eine Hausgeburt ist nicht für jede Schwangere die beste Wahl.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Hausgeburt ist der natürlichste Weg, dein Kind zu gebären.
  • Eine Hausgeburt kannst du wählen, wenn du eine low-risk Schwangerschaft austrägst, also bestimmte Kriterien erfüllt sind, die Komplikationen unwahrscheinlich machen.
  • Einige Voraussetzungen erhöhen das Risiko deutlich. Liegen sie nicht vor, gibt es weniger Komplikationen als in Krankenhäusern.
  • Viele Krankenhäuser bemühen sich mittlerweile um eine wohnlichere Atmosphäre.

Es klingt so schön und oft klappt es wie geplant: Die Schwangere spürt die einsetzenden Wehen und ruft die ihr bereits vertraute Hebamme. Diese unterstützt sie in den kommenden Stunden dabei, ihr Baby ganz natürlich und ohne medizinisches Eingreifen in der vertrauten Umgebung zu gebären. Dabei lässt sie sich während der Wellen (Wehen) von ihrem eigenen Körper leiten, der genau weiß, was er tut. Sobald das quietschfidele Baby auf der Welt ist, kann die frisch gebackene Mama sofort mit ihm kuscheln und alle sind glücklich und zufrieden. So weit, so romantisch. In den Niederlanden kommen immerhin 20 Prozent der Babys auf diese Art zur Welt. Dafür muss es Gründe geben.

Deshalb: Für eine junge, rundum gesunde Frau, die bereits eine natürliche Geburt hatte und bei der es keinerlei Komplikationen während der Schwangerschaft gab, ist eine betreute Hausgeburt durchaus eine schöne Option und manchmal sogar die bessere.

Ganz wichtig: wenn du eine Hausgeburt planst, kümmere dich ganz schnell um eine Hebamme – am besten gleich, wenn du den positiven Schwangerschaftstest in den Händen hältst. Hebammen, die Hausgeburten durchführen, gibt es immer weniger. Von einer Hausgeburt ohne 1-zu-1-Betreuung raten wir ab!

Warum sich Frauen für eine Hausgeburt entscheiden

Eine Hausgeburt hat Vorteile, immerhin ist sie das Natürlichste der Welt. Wenn du dich in einer Klinik unwohl fühlst, wirst du dich in den eigenen 4 Wänden wahrscheinlich besser entspannen können.

Und wenn du entspannt bist, bleibt das Gewebe weich. Du kannst dich von den Wehen treiben lassen und auf deinen eigenen Körper hören. Zu Hause bist du von deinen Liebsten umgeben. Es gibt kein Besuchsverbot und auch das Baby kann leichter ankommen.

Junge, gesunde Frauen ohne Schwangerschaftskomplikationen dürfen meist eine angenehme Hausgeburt erleben. Vor allem solche, die schon Kinder auf natürliche Weise geboren haben.

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Mediziner sind skeptisch

Auch wenn die meisten Hebammen nach wie vor – und auch zu Recht – diese Art der Geburt bei gesunden Frauen vorziehen, sehen viele Mediziner eine Hausgeburt skeptisch. Denn schließlich ist der größte Vorteil, nämlich die Geborgenheit zu Hause ohne Ärzte und Ärztinnen in der Nähe, auch der größte Nachteil. Liegst du schon länger in den Wehen, ist der Transport im Notfall alles andere als einfach. Wertvolle Minuten gehen verloren.

Deshalb musst du das Für und Wider einer Hausgeburt in deinem bestimmten Fall kennen und gut abwägen. Lass Kopf und Bauch zusammen entscheiden.

Das Für und Wider einer Hausgeburt

Jede Frau hat das Recht auf eine selbstbestimmte Geburt. Damit du gut einschätzen kannst, ob eine Hausgeburt für dich infrage kommt, haben wir hier die Kriterien aufgelistet, die dafür und dagegen sprechen.

Wenn du dir schnell Sorgen machst, überlege, ob du weiterlesen möchtest. Aber vielleicht willst du die Fakten kennen, bevor du dich entscheidest?

Erste Geburt, oder nicht?

Je mehr natürliche Geburten eine Frau hatte, desto größer ist die Chance, dass das nächste Kind wieder ohne Probleme auf die Welt kommt. Vorangegangene Geburten sprächen also dafür.

Die erste Geburt dauert meist etwas länger, weil sich das Gewebe erst dehnen muss. Deshalb müssen dreimal mehr Erstgebärende während einer Hausgeburt in die Klinik verlegt werden (Zahlen und Studien gibt es unten).

Das Alter der Schwangeren?

Ab 35 muss häufiger ärztlich nachgeholfen werden, auch wenn es vorher schon natürliche Geburten gab. Eine gute körperliche Fitness, gesunde Ernährung und eine positive Einstellung helfen hier umso mehr, dass alles glattläuft.

Risikoschwangerschaft: ja oder nein?

Vorerkrankungen wie Diabetes, Herzprobleme, Bluthochdruck sowie Schwangerschaftsbesonderheiten, wie Schwangerschaftsdiabetes, Infektionen, Fehllagen des Kindes oder der Plazenta u.a. sind sehr ungünstige Voraussetzungen für eine Hausgeburt. Meist lehnen Hebammen die Betreuung in solchen Fällen ohnehin ab. Manchmal vergeben Ärzte den Stempel Risikoschwangerschaft aber recht leichtfertig. Sprich am besten mit deiner Hebamme darüber.

Vorangegangener Kaiserschnitt?

Bei einem Kaiserschnitt in der Vergangenheit ist das Risiko eines erneuten Kaiserschnitts leider erhöht, vor allem wenn die Geburten nicht weit auseinander liegen. Aber auch sonst kann es in Ausnahmefällen kommen, dass sich aufgrund der alten Narben die Plazenta vorzeitig ablöst oder die Gebärmutter zu reißen droht. Im Krankenhaus kein Problem, zu Hause schon eher.

Kindslage?

Wenn das Kind nicht in Schädelendlage liegt, wird eine natürliche Geburt meist schwerer und das Risiko, dass ein Eingriff nötig wird, steigt. Eine Beckenendlage ist ein guter, aber kein zwingender Grund für eine Geburt im Krankenhaus. Bei einer Querlage des Kindes kommst du um das Krankenhaus nicht herum.

Mehrlingsschwangerschaft?

Eine Mehrlingsschwangerschaft ist in 99 Prozent der Fälle ein Ausschlussgrund für eine Hausgeburt. Denn in den seltensten Fällen raten Ärzte dazu, die Schwangerschaft 40 Wochen lang auszutragen. Und Frühchen haben in der Regel öfter behandlungsbedürftige Anpassungsschwierigkeiten als zeitgerecht geborene Kinder. Deshalb findet sich auch kaum eine Hebamme, die eine solche Geburt zu Hause begleitet.

Vorherige ärztliche Untersuchung nach ET?

Je länger die Schwangere über den ET geht, desto häufiger muss bei einer Geburt nachgeholfen werden. Deshalb gibt es die Regel, dass die Schwangere bei ET+3 noch einmal von einer Fachärztin oder einem Facharzt untersucht werden muss. Manchmal ist es schwierig, jemanden zu finden, der sich dazu bereit erklärt.

Vorgesehen ist eine normale Untersuchung wie bei der Schwangerschaftsvorsorge (Vitalwerte, Urin, CTG, Ultraschall). Gibt die Ärztin ihr Okay, wird die Hebamme auch bei Komplikationen keine Schwierigkeiten bekommen. Ansonsten führt sie die Hausgeburt auf eigenes Risiko durch.

Wohnort?

Nicht zuletzt ist es auch wichtig, wo du das Kind gebären willst. Wohnst du in der Nähe eines Krankenhauses und ist deine Wohnung gut zugänglich, kommst du ohne unnötigen Zeitverlust ins Krankenhaus, sollte das nötig werden. Befindet sich deine Wohnung jedoch im vierten Stock ohne Fahrstuhl oder braucht ein Rettungswagen 20 Minuten bis zu dir, denk lieber noch mal nach.

Hausgeburt in Zahlen

In Deutschland werden im Vergleich sehr wenige Hausgeburten durchgeführt. Tendenz jedoch steigend. Hier noch mal die Zahlen dazu, die größtenteils aus einer großen britischen Studie aus dem Jahr 2011 stammen. Vergleichbare Studien aus Deutschland gibt es leider nicht, weil nur so wenige Hausgeburten durchgeführt werden.

  • 1 bis 2 Prozent der Babys kommen in Deutschland momentan auf diese Art zur Welt.
  • Bei 8 bis 9 von 10 Hausgeburten läuft alles wie geplant.
  • Nur 10 bis 17 von 100 Frauen müssen währenddessen in eine Klinik verlegt werden. Betrachtet man nur Erstgebärende, sind es anteilig jedoch fast die Hälfte.
  • Bei einem Teil der verlegten Fälle ist im Anschluss ein Kaiserschnitt nötig. Daran ist aber nicht die Hausgeburt schuld, wahrscheinlich wäre es auch sonst dazu gekommen.
  • Bei 991 von 1000 Babys, die mit einer Hausgeburt zur Welt kommen sollten, gibt es nach der Geburt keine gravierenden Probleme. In der Klinik sind die Zahlen minimal besser.

In den Niederlanden liegt die Hausgeburtenrate bei satten 20 Prozent.Eine niederländische Studie von 2013 legt nahe, dass vollständig gesunde Frauen ohne erhöhtes Geburtsrisiko bei einer Hausgeburt weniger Komplikationen haben als im Krankenhaus.

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🎧 Podcast zur Hausgeburt

In dieser Podcast-Folge erzählt Jessica offen von der Geburt ihres zweiten Kindes & ihrer bewussten Entscheidung, daheim zu entbinden. Sie erzählt, was sie zu diesem Schritt bewogen hat, warum es für werdende Mütter eine Herausforderung sein kann, den eigenen Weg bei der Wahl des Geburtsortes zu gehen und welche Dinge zu einer positiven Geburtserfahrung beitragen können.

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Unser Fazit zur Hausgeburt

Ob du eine Hausgeburt haben möchtest oder nicht, ist immer noch deine Entscheidung. Der Hebammenverband kämpft dafür, dass Hausgeburten als gleichwertige Geburten anerkannt und Frauen in ihrer Entscheidung besser unterstützt werden.

Wenn deine individuellen Voraussetzungen stimmen, kann eine Hausgeburt genau der richtige Weg für dich sein. Ansonsten sind ein Geburtshaus oder das Krankenhaus mit all seinen technischen Möglichkeiten vielleicht doch die bessere Wahl.

Was sagst du zum Thema Hausgeburt? Hast du selbst eine erlebt? Wir freuen uns über deine Meinung oder einen Erfahrungsbericht in einem Kommentar!

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Quellen

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✔ Inhaltlich geprüft am 02.02.2023
Dieser Artikel wurde von Christine Müller geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Anke Modeß

Als waschechte Berlinerin und späte Mutter eines Schulkindes schreibt Anke seit 7 Jahren über Themen, die Babyeltern im Alltag beschäftigen - am allerliebsten mit einer Prise Humor.

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