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Geburten hier und anderswo: So gebären Frauen weltweit

Geburten hier und anderswo

Was das Kinderkriegen angeht, so haben wir eine ziemlich genaue Vorstellung, wie das auszusehen hat. Kinder bekommt man im Krankenhaus unter ärztlicher Anweisung und mit einer Hebamme. Danach gibt es das Wochenbett und später die Elternzeit. Weltweit gebärt nur jede zweite Frau mit medizinischer Hilfe und auch sonst gibt es einige Unterschiede im Ländervergleich. Wir stellen dir 5 Länder vor, in denen das Thema Geburt anders angegangen wird, als in Deutschland.

USA: Die teuersten Geburten der Welt

Laut der New York Times belaufen sich die Kosten einer normalen Geburt (inklusive Schwangerschaft und Babypflege) in den USA auf umgerechnet 26.894 Euro. Frauen, die per Kaiserschnitt entbinden, zahlen fast 18.000 Euro mehr. Etwa 44.820 Euro kassiert das amerikanische Gesundheitssystem dafür. Einen großen Teil davon tragen die Eltern selbst. Denn eine Pflicht-Krankenversicherung wie in Deutschland gibt es nicht in den USA. Und selbst private Versicherungen schließen Geburtskosten häufig aus oder übernehmen diese nur teilweise. Wer sich eine teure Privatversicherung leisten kann, zahlt dennoch rund 3.400 Euro aus der eigenen Tasche im Falle einer komplikationsfreien Geburt.

Statt süße Strampler und Babymöbel zu kaufen, feilschen amerikanische Eltern um die aberwitzigen Arztrechnungen in der Geburtsmedizin. Denn nicht nur die fehlende Krankenversicherung ist ein Problem. Die Kosten für bestimmte Leistungen liegen einfach deutlich über dem internationalen Durchschnitt. Das war nicht immer so. Vor 20-30 Jahren zahlten amerikanische Eltern höchstens kleine Beträge, etwa wenn sie einen extra Fernseher auf dem Krankenhauszimmer wünschten. Erst in den letzten Jahren explodierten die Preise.

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Niederlande: Hausgeburten und niedrige Kaiserschnittrate

Unsere holländischen Nachbarn gehen das Thema Geburt gelassen an. Schwangere können sich aussuchen, ob sie eine Hausgeburt oder eine Krankenhausgeburt möchten. Gesunde Frauen, die eine komplikationslose Geburt erwarten, bringen ihre Kinder in der Regel zuhause mit der Hilfe einer Hebamme zur Welt. Praktisch dafür ist das „Kraampakket“, das werdende Mütter per Post zugesendet bekommen. Es enthält unter anderem medizinische Produkte für die Hausgeburt wie sterile Unterlagen, Verbände, Binden, Alkohol sowie Produkte für das Baby wie Waschlotionen oder ein Fieberthermometer. Zum Vergleich: In Deutschland bringen nur rund 2 Prozent der Frauen ihre Kinder zuhause oder im Geburtshaus zur Welt.

Mit 13,5 Prozent haben die Niederlande im internationalen Vergleich eine sehr geringe Kaiserschnittrate. Das liegt genau in den 10 – 15 Prozent, die die Weltgesundheitsorganisation WHO für medizinisch sinnvoll hält. In Deutschland lag die Kaiserschnittrate 2019 bei etwa 29,6 Prozent.

Japan: Still und ohne Schmerzmittel

Japanische Frauen sind hart im Nehmen. Schmerzmittel sind unter der Geburt sehr unüblich in Japan. Da Japanerinnen eine möglichst natürliche Geburt bevorzugen, ist es schwierig, überhaupt eine Geburtsklinik zu finden, die Schmerztherapie für Gebärende anbietet. Übrigens ist auch das Schreien unter der Geburt unüblich.

Gynäkologische Untersuchungen finden in Japan übrigens oft hinter einem Vorhang statt. Der Oberkörper ist durch den Vorhang abgetrennt, sodass Arzt und Patientin sich nicht ins Gesicht schauen können. Das Gespräch findet dann später – ohne Vorhang – angezogen statt.

Ein praktischer Begleiter japanischer Schwangerer ist der kleine Anhänger mit dem Schwangerschaftssymbol – einem schlafenden Baby. In der Öffentlichkeit weist er andere darauf hin, dass seine Trägerin schwanger ist, damit sie sich entsprechend verhalten. So bekommen Schwangere leichter einen Sitz in der U-Bahn oder einen besseren Platz in der Supermarktschlange.

Da Japanerinnen dazu angehalten werden, nicht mehr als etwa 7 Kilo zuzunehmen, ist so ein Zeichen durchaus sinnvoll. Denn auch in der Schwangerschaft bleiben sie relativ zierlich. Und das, obwohl sie nicht auf ihr geliebtes Sushi verzichten müssen, so wie es hierzulande empfohlen wird.

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China: Absolute Ruhe im Wochenbett

Während der Schwangerschaft tragen die meisten Chinesinnen Strahlenschutz-Schützen, um ihre Ungeborenen vor Elektrosmog zu schützen. Der Genuss von Kaffee, Tee und sogar Schokolade ist verpönt. Es herrscht die landläufige Meinung, dass diese Genussmittel die Hautfarbe des Babys veränderten.

Hausgeburten sind in China verboten. Schwangere entbinden grundsätzlich unter medizinischer Aufsicht im Krankenhaus.

Das chinesische Pendant zum Wochenbett „zuo yue zi“ heißt übersetzt „einen Monat machen“. Traditionell bleiben Chinesinnen nach der Geburt sprichwörtlich einen Monat im Bett und schonen sich. Frisch gebackene Mütter gehen nicht aus dem Haus, sondern lassen sich zuhause von der Familie betreuen und bekochen. Der Monat nach der Geburt ist voll und ganz für die Genesung der Mutter und das Erlernen der Babypflege reserviert. Erfahrungen auf dem Gebiet haben wegen der Einkindpolitik vergangener Jahrzehnte nämlich die wenigsten Mütter.

Demokratische Republik Kongo: Eines der schlimmsten Länder für Mütter und Kinder

Im State of the World’s Mothers Report analysiert die Organisation Save the Children die Bedingungen unter der Mütter in verschiedenen Ländern ihre Kinder zur Welt bringen. Laut dem Report gehört die Demokratische Republik Kongo zu den zehn gefährlichsten Ländern für werdende Mütter. Acht weitere Länder der Liste liegen ebenfalls südlich der Sahara. Eine von 30 Müttern stirbt in diesen Ländern unter den Folgen der Mutterschaft und eines von acht Kindern erlebt seinen fünften Geburtstag nicht.

Nicht nur die unzureichende medizinische Versorgung stellt ein Risiko für werdende Mütter dar. Fehlende Infrastruktur macht es für viele unmöglich, in kritischem Zustand rechtzeitig ein geeignetes Krankenhaus überhaupt zu erreichen. In diesem Bericht erzählt eine Mitarbeiterin der Organisation Ärzte ohne Grenzen, wie eine junge Mutter ihr Leben verliert, als sie auf dem beschwerlichen Weg ins Krankenhaus ihr Bewusstsein verliert. Ihr Baby konnte gerettet werden.

Deutschland liegt im State of the World’s Mothers Report übrigens an achter Stelle unter den sichersten Ländern für werdende Mütter. In den Top 10 der sichersten Länder liegt die Muttersterblichkeit bei 1:12.160. Angeführt wird die Liste von Norwegen.

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State of the World's mothers - Save the children

Quellen

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Veröffentlicht von Sibylle Grenz

Als Mutter eines quirligen Kleinkindes schreibt Sibylle leidenschaftlich gern über Erziehungsthemen, aber auch Themen aus der Schwangerschaft. Gemeinsam mit unserem Hebammen- und Pädagoginnen-Team arbeitet sie Fragen der babelli-Community auf und beantwortet sie fundiert und praxisnah.

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