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Clusterfeeding – die große Herausforderung für Mutter und Kind

Clusterfeeding

Stillen bringt eine ganz besonders innige Beziehung zwischen Mutter und Kind mit sich. Die starke Nähe der Körper sowie das Bewusstsein der Mutter, ihr Baby allein durch ihre Milch zu versorgen, ist für viele Frauen eine ungewöhnliche Erfahrung. Stillen ist gleichzeitig auch eine Herausforderung. Neben den klassischen Startschwierigkeiten, wie wunde Brustwarzen oder schmerzenden Milchstau, bringt es besonders anstrengende Phasen mit sich. Eine dieser Phasen ist das Clusterfeeding.

Was versteht man unter Clusterfeeding?

Eigentlich hast du das Gefühl, deine Stillbeziehung hat sich gut eingespielt und dennoch gibt es da diese Momente, die dich daran zweifeln lassen, genug Milch zu haben und dein Baby zufriedenstellen zu können? In Gesprächen mit Eltern zeigt sich schnell ein ähnliches Muster. Aussagen, wie:

„Mein Baby möchte alle 15 Minuten an die Brust, obwohl es gerade getrunken hat. Es weint, lässt sich ausschließlich durch die Brust beruhigen und das geht über mehrere Stunden so.“ sind dabei keine Seltenheit.

Diese Erfahrung machen viele stillende Mütter und dahinter steht etwas, das als ganz normal angesehen werden kann: Clusterfeeding. Die Bezeichnung für diese Handlung deines Babys setzt sich aus zwei englischen Begriffen zusammen. Cluster steht dabei für die Anhäufung des Bedarfs nach der Brust. Feeding ist der englische Begriff für das Füttern. Dein Baby hat also häufiger als zu anderen Zeiten das Bedürfnis, aktiv zu trinken.

Das Problem mit den Vorgaben zu den Fütterungszeiten

Viele Mütter kennen Clusterfeeding nicht. Gerade dann, wenn es sich um dein erstes Baby handelt oder du das erste Mal stillst, wirst du vermutlich von dieser Anhäufung überrascht sein. Für Verunsicherung sorgen auch die Empfehlungen zur Menge der Stillmahlzeiten durch Ärzte und Hebammen. Oft bekommen Mütter den Hinweis, das Baby nicht häufiger als alle zwei bis vier Stunden anzulegen. Als normal werden höchstens 12 Mahlzeiten innerhalb von 24 Stunden angesehen. Schnell kommt Unsicherheit auf, wenn dein Baby plötzlich innerhalb von einer Stunde viermal an der Brust trinken möchte.

Clusterfeeding zeichnet sich jedoch meist dadurch aus, dass Babys ausschließlich in einem bestimmten Zeitraum häufiger an die Brust möchten. Die restliche Zeit des Tages kann der Rhythmus dann durchaus mehrere Stunden betragen. Wenn du dies einmal überschlägst, dann sind die 12 Mal innerhalb von 24 Stunden oft noch immer nicht überschritten. Meistens kommt es in den frühen Abendstunden zum Clusterfeeding. Dann stillt das häufige Trinken nicht nur den Hunger, sondern auch das Bedürfnis nach Nähe. Babys brauchen diese Nähe, um den Tag zu verarbeiten. Hinzu kommt, dass der Prolaktinspiegel am Abend am niedrigsten ist. Die Brüste sind dann weniger mit Milch gefüllt. Durch das häufige Trinken am Abend sorgt das Baby dafür, dass die Brüste wieder Milch nachbilden, um den Bedarf für den folgenden Tag abzudecken.

Meist wirst du in den ersten paar Tagen durch die Hebamme aufgefordert, ein Still-Protokoll zu führen. Dies soll der Hebamme zeigen, wie häufig dein Baby trinkt und für dich bedeutet es eine Sicherheit zu erkennen, wann und wie oft an welcher Brust getrunken wurde. Wenn du die Stillmahlzeiten deines Kindes über die ersten sechs Monate hinweg beobachten würdest, zeigt sich schnell: Einen gängigen Rhythmus gibt es nicht, die Mahlzeiten über den Tag verteilt sind nur sehr selten über mehrere Tage oder Wochen hinweg gleichmäßig.

In einigen Unterhaltungen mit Müttern wird deutlich, dass diese versuchen, ihr Baby bis zu einem bestimmten Zeitpunkt abzulenken und so die Zeit von wenigstens zwei Stunden einzuhalten. Das artet jedoch meist in Stress aus. Das Baby ist unruhig und weint, weil es Hunger hat und die Eltern sind gestresst, weil niemand zur Ruhe kommt. Oft wäre es einfacher, den Bedürfnissen des Babys nachzugeben.

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Warum haben Babys das Bedürfnis nach Clusterfeeding?

Um verstehen zu können, warum dein Baby häufiger an die Brust möchte, stellt sich natürlich erst einmal die Frage, was hinter dem Clusterfeeding steckt. Dein Baby kommt völlig unbedarft auf die Welt. Es ist, rein in Hinblick auf die Evolution ein Tragling, der das Bedürfnis nach Nähe und Nahrung hat. Dazu kommt der kleine Magen deines Babys. An dieser Stelle lohnt sich ein Blick auf das Wachstum des Magens:

  • Wird dein Baby geboren, ist der Magen so groß wie eine Haselnuss.
  • Schon einen Tag später hat er die Größe einer Kirsche erreicht.
  • Am dritten Tag ist der Magen auf eine Walnuss-Größe ausgedehnt.
  • Wenn die erste Lebenswoche vorbei ist, hat der Magen die Größe einer Aprikose.
  • Ist dein Baby zwei Wochen alt, lässt sich die Magengröße mit einem Hühnerei vergleichen.

Nun verlangsamt sich das Wachstum und reicht bis ins Erwachsenenalter hinein. Stell dir vor, wie viel Milch in eine Kirsche oder in ein Ei passen. Muttermilch ist zudem besonders leicht verdaulich. Das heißt, schon nach einer kurzen Zeit ist die Milch im Magen verdaut und der Magen ist wieder leer. Dieser Zeitraum dauert nicht länger als 90 Minuten. Die Energie, die der kleine Körper benötigt, um so schnell wachsen zu können, ist jedoch besonders hoch.

Ein weiterer wichtiger Faktor in Bezug auf den Hunger bei deinem Baby ist ein Hormon. Viele Eltern haben noch nie vom CCK gehört. Das Cholecystikinin ist ein Hormon, das der Körper des Babys bildet. Wenn der Säugling trinkt, steigt die Produktion des Hormons an. Die Natur hat es so eingerichtet, dass der Säugling auf diese Weise ein Signal bekommt, wenn er satt ist. Nach der Mahlzeit sinkt das CCK langsam wieder ab und der Hunger steigt erneut. Je nach Alter, Müdigkeit und Auslastung des Babys kann es sein, dass der Hunger sich schon nach 20 Minuten wieder zeigt. Dein Baby trinkt auf Vorrat und wird anschließend eine längere Phase des Schlafes haben.

Wichtig: Noch immer hält sich das Gerücht, dass häufige Stillmahlzeiten für Bauchschmerzen und Blähungen sorgen können. Die Erklärung dabei ist, dass unverdaute auf verdaute Milch trifft und für eine Reaktion sorgt. Das ist nicht korrekt. Es ist egal, ob im Bauch deines Babys noch Milch ist, wenn es wieder stillt. Dies kann keine Bauchschmerzen hervorrufen.

Dein Baby füllt also seinen Bauch auf Vorrat – was eine sehr kluge Einrichtung der Natur ist.

Nun gibt es einige Babys, die spüren nicht so schnell Hunger, wie es bei anderen Babys der Fall ist. Daher finden sich natürlich auch Säuglinge, die gar kein Clusterfeeding betreiben oder bei denen dies nicht so stark ausgeprägt ist. Hörst du also im Gespräch mit anderen Eltern die Aussage, dass diese das Phänomen gar nicht kennen, musst du nicht verunsichert sein: Jedes Baby ist anders.

Wichtig: Clusterfeeding findet sehr häufig vor dem Eintritt in eine nächste Entwicklungsphase statt. Die Milchbildung passt sich an die Nachfrage an. Durch die gesteigerte Nachfrage wird auch die Milchbildung erhöht. In einem Entwicklungsschub ist das Bedürfnis nach Nahrung besonders hoch. Dein Baby bereitet also deine Brust auf seinen eigenen Entwicklungsschub vor.

Was macht Clusterfeeding so schwierig?

Es gibt mehrere Punkte, die beim Clusterfeeding zu Schwierigkeiten führen können. Da ist in erster Linie natürlich der Tagesablauf. Spätestens nach dem Wochenbett wünschen sich viele Mütter einen geregelten Tagesablauf. Es wird zwischen Rückbildung und Babyschwimmen gewechselt, die Liste der Termine nimmt zu und es ist einfach keine Zeit, um stundenlang zu stillen. Da alle Babys clusterfeeden, solltest du also vorbereitet sein. Mit Baby ist es immer besser, längere Ruhezeiten zum Stillen und zum Erholen einzuplanen.

Das größere Problem für stillende Mütter sind schlicht Schmerzen. Schmerzende oder auch blutende und wunde Brustwarzen machen das Stillen zu einem schwierigen Prozess. Viele Frauen stillen ab, weil sie angesichts der Trinkgewohnheiten ihrer Babys verunsichert sind und zudem Schmerzen beim Stillen haben.

Besser ist es, etwas gegen die wunden Brustwarzen zu tun. Es gibt Salben, die eine kurzfristige Linderung bewirken. Ein Allheilmittel sind die allerdings nicht, weil sie die Warzen geschmeidiger und somit gegen Risse empfindlicher machen. Du kannst deine Brustwarzen auch mit Schwarzteebeuteln abhärten – einfach den abgekochten Schwarztee auf die Brustwarzen und einwirken lassen.

Hebammen empfehlen zudem, die restliche Muttermilch nach dem Stillen auf der Brustwarze zu belassen und die Brust nicht wieder durch BH oder Shirt zu verpacken, sondern sie an der Luft zu lassen. Hast du diese Möglichkeit nicht immer, kannst du Heilwolle in den BH legen.

Noch wichtiger ist es jedoch, die Ursache für die wunden Brustwarzen zu finden. Normalerweise entzünden sich Brustwarzen nicht, nur weil das Baby häufiger trinken möchte. Lass durch deine Hebamme ausschließen, dass sich ein „Soor“ gebildet hat. Die Infektion tritt im Mund des Babys und auf den Brustwarzen auf und muss behandelt werden. Auch eine falsche Trinktechnik kann Schmerzen verursachen.

Weitere mögliche Auslöser für wunde Brustwarzen sind:

  • Dein Baby kann deine Brustwarze nicht richtig fassen
  • die Stillhaltung ist für dich und dein Baby nicht optimal
  • die Saugtechnik des Babys ist nicht optimal
  • Dein Baby hat möglicherweise Besonderheiten im Mund, durch die eine Entzündung
  • der Brustwarzen gefördert werden kann, wie ein kurzes Zungenbändchen

Nur wenn die Ursache herausgefunden wird, lassen sich die wunden Brustwarzen auch vermeiden. Wenn deine Brustwarzen noch nicht an die Belastung gewöhnt sind, kann es sein, dass sie ein paar Tage weh tun. Danach sollten die Schmerzen nachlassen.

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Tipps für das Clusterfeeding – bleibe entspannt

„Die Sehnsucht danach, meinen Körper wieder für mich zu haben, ist ganz besonders groß in den Momenten, wo ich das Gefühl habe, dass es einfach niemals aufhören wird.“

„Ich habe ständig das Gefühl, dass mein Baby nicht satt wird und denke, ich bin als Mutter nicht in der Lage, es zu beruhigen.“

In Gesprächen mit Frauen, die sich mitten in einer Zeit des Clusterfeedings befanden, wird schnell deutlich, dass vor allem Unsicherheit vorherrscht. Daher ist es wichtig, der Unsicherheit keinen Raum zu geben.

Clusterfeeding ist ganz normal!

Nun geht es darum einen Weg zu finden, der für dich und dein Baby gleichermaßen angenehm ist. Die nachfolgenden Tipps können eine Anregung sein, wie du mit der Situation umgehen kannst:

  1. Besonders gut ist es, wenn du dir Zeit nehmen kannst. Nimm die Geschwindigkeit aus deinem Alltag. Es hat sich Besuch angekündigt und du merkst, dass dein Baby heute nicht gut drauf ist und häufiger trinken möchte, als sonst? Dann sag dem Besuch ab oder verschiebe die Zeit einfach nach hinten. Plane für die Zeit zu zweit so viel Zeit ein, wie ihr beide braucht.
  2. Verzichte auf geplante Mahlzeiten bei deinem Baby. Setze dich und dein Baby nicht unter Druck, indem du zwanghaft lange Pausen zwischen den Mahlzeiten schaffst. Lass dein Baby dann trinken, wann es möchte und so viel es möchte. Es wird selbst ein Empfinden dafür entwickeln, wann es zu viel ist. Besonders toll: Wenn du dein Baby dann trinken lässt, wann es möchte, bist du nicht an einen festen Tagesplan gebunden. Es gibt viele Mütter, die zu bestimmten Zeiten panisch werden, weil jetzt gleich das Baby gefüttert werden muss. Du bist immer begrenzt in deinen Planungen. Gehe die Sache entspannt an und werdet ein Team.
  3. Achte auf deine eigene Ernährung und regelmäßige vollwertige Mahlzeiten. Dein Baby braucht Nährstoffe und zwar viele, damit es wachsen kann. Die kommen bekommt es aus deiner Milch. Und da kommen sie über deine Nahrung hinein. Nur wenn du selbst dich ausreichend, regelmäßig und vollwertig ernährst, bekommt ihr beide die Energie, die ihr braucht. Auch, wenn du bei dem Stress kaum Hunger verspürst, versuche 5 Mal täglich zu essen. Eine Banane oder ein Malzbier reichen dabei als Snack für Zwischendurch aus.
  4. Verzichte auf langes Stillen. Manchmal scheint es, als würde die Stillmahlzeit gar kein Ende finden. Das kannst du jedoch unterbinden. Löse dein Baby von der Brust wenn du das Gefühl hast, es entspannt sich und trinkt nicht mehr eifrig. Wenn es dann nach 15 oder 20 Minuten noch einmal trinken möchte, dann ist das so. Dies ist aber deutlich entspannter, als sich eine Stunde nicht vom Fleck bewegen zu können, weil du dein Baby nicht von der Brust löst. Probier es einfach ein paar Mal aus. Du wirst ein Gefühl dafür entwickeln, wann dein Kind nur noch nuckelt und sich von der Brust lösen lässt. Tipp: Häufiges Anlegen steigert die Milchproduktion. Auch dies spricht dafür, lieber häufiger kurz, als kürzer lang zu stillen.
  5. Lerne, beim Stillen flexibel zu sein. In den ersten Tagen und auch Wochen nach der Geburt ist jede Stillmahlzeit ein Erlebnis. Bald wirst du dir aber wünschen, noch deutlich flexibler zu sein, gerade dann, wenn Clusterfeeding auf dem Programm steht. So ist es beispielsweise möglich zu stillen, wenn du dein Baby im Tragetuch oder in der Trage hast. Weil du dich beim Einkaufsbummel allerdings nicht auf dein stillendes Baby konzentrieren kannst, ist das Stillen in der Trage eher eine Notlösung. Denn auf die Art kannst du schwer erkennen, ob es stillt oder nur nuckelt.
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Clusterfeeding den ganzen Tag – ist das normal?

Clusterfeeding zeichnet sich normalerweise dadurch aus, dass dein Baby über den Tag verteilt immer wieder Phasen hat, wo es ständig an die Brust möchte. Eher untypisch ist es dagegen, wenn es ständig nur vor Hunger weint und sich ausschließlich an der Brust beruhigen lässt. Empfehlenswert wäre es auch zu prüfen, ob dein Baby ausreichend zunimmt. Es kann sein, dass deine Milchproduktion ein wenig angekurbelt werden muss.

Frag in diesem Fall eine erfahrene Hebamme oder eine Stillberaterin. Gemeinsam könnt ihr herausfinden, warum dein Baby ständig an die Brust möchte.

Hast du Erfahrungen mit dem Clusterfeeding gesammelt? Schreib sie uns in die Kommentare!

Quellen

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✔ Inhaltlich geprüft am 17.02.2023
Dieser Artikel wurde von Christine Müller geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Patricia Schlösser-Christ

Patricia widmet sich als Kulturanthropologin mit Leidenschaft der Kindheits- und Familienforschung. Ihre liebsten (und herausforderndsten) „Studienobjekte“ sind ihre beiden kleinen Töchter. Wenn sie nicht gerade Feldforschung im Kinderzimmer ihrer kleinen Rasselbande betreibt, powert sie sich beim Handball aus.

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